
Radio Milchstraße: Was sendet die mysteriöse Strahlung aus dem galaktischen Zentrum?
Das Wichtigste zum Thema Radiowellen
Astronom:innen haben viele Typen exotischer Sterne im Universum entdeckt: Gelbe Zwerge, rote Riesen, schwarze Löcher. Doch nun stellt sich die Frage, ob sie bereits alle kennen.
Ein internationales Forscherteam um den Astrophysiker Ziteng Wang hat 2020 eine mysteriöse Quelle von Radiowellen entdeckt. Die Besonderheit: Sie liegt nur 4 Grad neben dem Milchstraßen-Zentrum.
Was für ein Objekt diese Strahlung aussendet - Wang und seine Kolleg:innen wissen es laut ihrer Studie nicht.
Die Astronomen und Astronominnen wollen nicht ausschließen, dass es sich um ein bisher völlig unbekanntes Objekt handeln könnte.
Radiowellen stellen einen Teil des Wellenspektrums dar (siehe Erklärung unten). Mit ihrer Hilfe können Wissenschaftler:innen tief ins Universum schauen.
Das Zentrum der Milchstraße: normalerweise unsichtbar
Zum Unglück der Astronomen verdeckt eine riesige Staubwolke das Zentrum der Milchstraße. Mit Teleskopen, die langwellige Strahlung messen, wird das Zentrum zum Teil sichtbar (heller Fleck in der Bildmitte).
Galaktische Radiosendung
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Der Name des unbekannten Sternentyps ist nur etwas für Zahlenfreunde: ASKAP J173608.2-321635. Die kryptische Bezeichnung hat aus Sicht von Astronomen einen Sinn: Sie bezeichnet die Position des unbekannten Objekts in der Milchstraße.
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Seltsam: Um das Objekt mit eigenen Augen anzuschauen, richteten die Forscher:innen Teleskope darauf, die das sichtbare Licht aufnehmen. Aber an der Stelle, von der die Radiowellen stammen, war nichts zu sehen!
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Noch ungewöhnlicher: Die Radiowellen wiesen eine ungewöhnliche Eigenschaft auf, sie waren polarisiert. Das bedeutet, dass die Lichtwellen alle in der gleichen Ebene schwingen. Dabei rotierte diese Ebene wiederum um ihre eigene Achse.
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Zunächst dachten die Astronom:innen daran, einen Pulsar vor sich zu haben. Denn das Signal des Sterns pulste in unregelmäßigen Abständen, wurde stärker und schwächer. Doch passte keine andere Eigenschaft zu diesem Sternen-Typ.
Wellenlängen-Spektrum: Von ganz kurz bis ganz lang
Elektromagnetische Wellen können so kurz sein wie ein Atomkern oder so lang wie ein ganzer Häuserkomplex. Mit den kurzen Wellen lässt sich ein gebrochener Arm röntgen, mit den langen prima Radio hören - und das Universum erforschen.
Galaktische Radiosendung
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Radiowellen sind nichts Ungewöhnliches im Weltraum. Häufig stammen sie von speziellen Sternen-Typen, beispielsweise von Neutronen- und Röntgendoppelsternen. Sie könnt aber auch - theoretisch - von einer extraterrestrischen Zivilisation ausgesendet worden sein. Es könnte sich also um die Kommunikation von Außerirdischen handeln.
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Auch die Menschen senden zahlreiche Radiowellen in die Weiten des Alls. Daher suchen die Forschenden des SETI-Instituts in Radiowellen nach auffälligen, unnatürlichen Mustern, um Leben im All zu finden.
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Astronomen lieben Radiowellen aber normalerweise, weil sie intergalaktische Staub- und Nebelwolken teilweise durchdringen - im Gegensatz zu sichtbarem Licht. Die Forschung mit Radiowellen nennt sich "Radioastronomie".
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Menschengemachte Radiosignale sind für Radio-Astronomen und -Astronominnen ein Ärgernis. Denn sie stören den Empfang ihrer empfindlichen Antennen. Bestimmte Radiofrequenzen sind daher für die Radio-Astronomie reserviert. Zudem dürfen rund um solche Radio-Teleskope keine UKW-Sender stehen.
Radioteleskope: technische Riesenohren
Weil Radiowellen von weither stammen, sind sie meist nur schwach zu detektieren. Astronom:innen benötigen daher riesige Empfangsschüsseln. Häufig werden sie zusammengeschaltet wie das „Very Large Array“ im US-Bundesstaat New Mexico, um eine bessere Auflösung zu erreichen. Das Radioteleskop tauchte unter anderem in dem 1997er Streifen „Contact“ auf, in dem Jodie Foster außerirdische Radio-Signale sucht - und findet.
Der Plan: Vom Mond aus ungestört das Universum beobachten
FAQs zu Radiowellen
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Was sind Radiowellen?
Radiowellen sind eine Strahlung und damit Teil des elektromagnetischen Wellenspektrums. Ihre Wellenlänge beträgt 1 Meter bis 10 Kilometer. Üblich ist auch die Einteilung in Schwingungen pro Sekunde: 30 KHz bis 300 MHz (30.000 bis 300 Millionen Mal pro Sekunde).
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Woher kommen Radiowellen?
Es gibt zahlreiche Himmelskörper, die Radiowellen aussenden, darunter Sterne und interstellare Gase, aber auch der Mensch selbst. Daher untersuchen Astronomen Radiowellen aus dem Universum nach Mustern technischer Intelligenz.
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Sind Radiowellen natürlich?
Ob Radiowellen natürlich sind, hängt davon ab, wer oder was sie aussendet. Stammen sie beispielsweise von einem galaktischen Nebel, ist sie natürlich. Kommt sie von einem UKW-Radiosender, ist sie menschengemacht und damit künstlich.
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Sind Radiowellen gefährlich?
Die Frage, ob Radiowellen gefährlich sind, ist noch nicht geklärt. Grundsätzlich kann Strahlung krebserregend sein. Je kurzwelliger und energiereicher sie ist, um so gesundheitsgefährdender ist sie.
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Stammen Radiowellen von Außerirdischen?
Radiowellen aus dem Weltraum können theoretisch, müssen aber nicht von Außerirdischen stammen. Alle bisher gemessene Strahlung aus den Weltraum in Radio-Frequenzen stammt mutmaßlich von Himmelskörpern und interstellaren Gaswolken.