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Tschüss Feldhamster: Kommt jetzt das große Artensterben?

  • Veröffentlicht: 18.11.2020
  • 12:00 Uhr
  • André Marston Alvarez

Wissenschaftler und Naturschutz-Organisationen warnen: 1 Millionen Tier- und Pflanzenarten könnten in den nächsten Jahrzehnten aussterben. Wir verraten, was gegen das große Artensterben getan werden kann.

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Das Wichtigste zum Thema Artensterben

  • Rund 1 Million Tier- und Pflanzenarten könnten bis zum Jahr 2100 aussterben. Zu diesem Schluss kommt der Weltbiodiversitätsrat (IPBES). Zum Vergleich: Bisher sind insgesamt etwa 1,8 Millionen Arten wissenschaftlich erfasst worden.

  • Bereits jetzt verschwinden laut Naturschutzbund 150 Arten pro Tag. Daher reden einige Experten schon vom 6. großen Artensterben.

  • Das letzte Massen-Aussterben liegt 66 Millionen Jahre zurück. Damals sorgte ein Asteroid dafür, dass die Hälfte allen Lebens von der Erde verschwand. Darunter auch die Dinosaurier.

  • Diesmal ist jedoch keine Naturkatastrophe der Auslöser, sondern der Mensch! Unser Lebensstil und das Wachstum von Weltbevölkerung und Industrie verschlingen immer mehr Ressourcen und Lebensräume.

  • Wissenschaftler sind sich einig, dass der Verlust der Biodiversität auch eine Bedrohung für uns Menschen ist. Welche Gründe das hat und welche Maßnahmen nun gefordert werden, erfährst du hier.

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Vor allem die Landwirtschaft schadet der Artenvielfalt

Als eine Hauptursache für den Verlust von Ökosystemen und Arten gilt die industrielle Landwirtschaft. In  Brasilien zum Beispiel werden mit gezielten Brandrodungen im Amazonas-Regenwald Flächen frei gemacht, damit dort Rinder weiden und Sojapflanzen angebaut werden können, aus dem dann Futter für die Massentierhaltung in aller Welt wird.

Insgesamt werden weltweit jährlich rund 13 Millionen Hektar Wald zerstört. Das entspricht einer Fläche von rund 33 Fußballfeldern pro Minute.

Auch das Leben unter Wasser wird zunehmend durch Überfischung und Verschmutzung der Ozeane belastet.

Hinzu kommt der menschengemachte Klimawandel, der das Artensterben beschleunigt. Denn viele Tiere und Pflanzen können nur in einem bestimmten Temperaturbereich überleben. Wird dieser überschritten, müssen sie in kühlere Regionen ausweichen. Wo das nicht möglich ist, sterben sie.

Oft sind Arten auch durch Wilderei bedroht. Sei es, weil sie als Trophäen begehrt sind oder für die sogenannte "Volksmedizin" gejagt werden. Vor allem in asiatischen Ländern werden manchen exotischen Tieren bestimmte Heilkräfte nachgesagt.

Die Rote Liste

📈 Die Weltnaturschutz-Union (IUCN) veröffentlicht regelmäßig ihre „Rote Liste“ der bedrohten Tierarten. Aktuell sind demnach von 116.000 untersuchten Arten von Tieren und Pflanzen 32.441 akut vom Aussterben bedroht. Der Wert ist so hoch wie nie zuvor.

🇩🇪 Auch das Bundesamt für Naturschutz hat nach nun seine Rote Liste für Deutschland nach rund 10 Jahren aktualisiert. Das Ergebnis: Von 97 untersuchten Säugetier-Arten in Deutschland sind knapp ein Drittel in ihrem Bestand gefährdet.

🌎 Auf den ersten Blick scheint die Zahl im Vergleich zur geschätzten Gesamtmenge von 8 Millionen Arten zwar nicht groß zu sein. Allerdings ist das Gleichgewicht der Okösysteme sehr empfindlich. Stirbt zum Beispiel eine Pflanzenart aus, von der sich ein bestimmtes Tier ernährt, ist auch sein Überleben gefährdet.

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Diese Tiere könnte es schon bald nicht mehr geben

Früher gab es Millionen Feldhamster. Nun wird befürchtet, dass der kleine Nager in den nächsten 30 Jahren komplett aussterben könnte. Nur noch 10.000 bis 50.000 Feldhamster leben zurzeit in Deutschland. Der Überlebenskampf des Feldhamsters steht dabei stellvertretend für den tausender heimischer Tiere und Pflanzen, die unter den Folgen intensiver Landwirtschaft leiden.
Früher gab es Millionen Feldhamster. Nun wird befürchtet, dass der kleine Nager in den nächsten 30 Jahren komplett aussterben könnte. Nur noch 10.000 bis 50.000 Feldhamster leben zurzeit in Deutschland. Der Überlebenskampf des Feldhamsters steht dabei stellvertretend für den tausender heimischer Tiere und Pflanzen, die unter den Folgen intensiver Landwirtschaft leiden.© imago images / imagebroker
Weil die Futterpflanzen des südamerikanischen Rotohr-Aras verschwinden, bedient er sich vermehrt in den immer zahlreicher werdenden Mais- und Erdnussplantagen – und wird dort als Schädling verfolgt. Von den Rotohr-Aras gibt es in Bolivien aktuell keine 300 Tiere mehr.
Weil die Futterpflanzen des südamerikanischen Rotohr-Aras verschwinden, bedient er sich vermehrt in den immer zahlreicher werdenden Mais- und Erdnussplantagen – und wird dort als Schädling verfolgt. Von den Rotohr-Aras gibt es in Bolivien aktuell keine 300 Tiere mehr. © picture alliance/ dpa
Vom Sumatra-Nashorn gibt es nach WWF-Schätzungen nicht einmal mehr 80 Exemplare in Indonesien. Der Lebensraum der Tiere schwindet, weil viel Wald für Palmöl-Plantagen, Papierproduktion und Bergbau gerodet wird.
Vom Sumatra-Nashorn gibt es nach WWF-Schätzungen nicht einmal mehr 80 Exemplare in Indonesien. Der Lebensraum der Tiere schwindet, weil viel Wald für Palmöl-Plantagen, Papierproduktion und Bergbau gerodet wird.© imago images / Nature Picture Library
Lemuren kommen nur auf Madagaskar und den vorgelagerten Inseln vor und waren dort einst weit verbreitet. Heute ist es deutlich stiller in den Baumwipfeln der Wälder des ostafrikanischen Inselstaats. Schuld daran ist Waldrodung, ausgedehnte Landwirtschaft und Bejagung.
Lemuren kommen nur auf Madagaskar und den vorgelagerten Inseln vor und waren dort einst weit verbreitet. Heute ist es deutlich stiller in den Baumwipfeln der Wälder des ostafrikanischen Inselstaats. Schuld daran ist Waldrodung, ausgedehnte Landwirtschaft und Bejagung.© Getty Images
Früher gab es Millionen Feldhamster. Nun wird befürchtet, dass der kleine Nager in den nächsten 30 Jahren komplett aussterben könnte. Nur noch 10.000 bis 50.000 Feldhamster leben zurzeit in Deutschland. Der Überlebenskampf des Feldhamsters steht dabei stellvertretend für den tausender heimischer Tiere und Pflanzen, die unter den Folgen intensiver Landwirtschaft leiden.
Weil die Futterpflanzen des südamerikanischen Rotohr-Aras verschwinden, bedient er sich vermehrt in den immer zahlreicher werdenden Mais- und Erdnussplantagen – und wird dort als Schädling verfolgt. Von den Rotohr-Aras gibt es in Bolivien aktuell keine 300 Tiere mehr.
Vom Sumatra-Nashorn gibt es nach WWF-Schätzungen nicht einmal mehr 80 Exemplare in Indonesien. Der Lebensraum der Tiere schwindet, weil viel Wald für Palmöl-Plantagen, Papierproduktion und Bergbau gerodet wird.
Lemuren kommen nur auf Madagaskar und den vorgelagerten Inseln vor und waren dort einst weit verbreitet. Heute ist es deutlich stiller in den Baumwipfeln der Wälder des ostafrikanischen Inselstaats. Schuld daran ist Waldrodung, ausgedehnte Landwirtschaft und Bejagung.

Der Verlust der Arten bedroht auch uns Menschen

Experten warnen davor, das Artensterben als reines Umweltproblem zu betrachten, da dieses auch Wirtschaft, politische Stabilität und soziale Aspekte wie beispielsweise Flüchtlingsströme beeinflussen kann.

Korallenriffe beispielsweise sind nicht nur Lebensraum für verschiedenste Lebewesen unter Wasser, sondern dienen auch als natürlicher Wellenbrecher, ohne die ganze Küstengebiete nicht mehr vor Erosion und Überflutungen geschützt wären.

Der Welt-Biodiversitäts-Rat warnt zudem vor einem rasant steigenden Risiko neuer Pandemien, weil durch den zu engen Kontakt von Menschen und Wildtieren neue Viren leichter übertragen werden können. Aufgrund der Zerstörung und Verkleinerung tierischer Lebensräume treten solche Zoonosen immer häufiger auf.

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Das fordern Tier- und Umweltschützer

🐝 Weniger Pestizide: Der massenhafte Einsatz von Düngemittel und Pestiziden in der Landwirtschaft schadet nie nur Schädlingen, sondern auch anderen Lebewesen wie beispielsweise den Bienen .

🌽 Weniger Monokulturen: Viele Nutzpflanzen wie Mais und Soja werden heutzutage auf riesigen Flächen angebaut. Für Bestäuber liefern sie jedoch keinen überlebenswichtigen Nektar oder Pollen. Daher sollten viel mehr Wildpflanzen gesät werden.

🥩 Verzicht auf Fleisch: Greenpeace und weitere Umweltschutzorganisation fordern ein Umschwenken auf pflanzliche Ernährung und einen reduzierten Konsum von Fleisch und Milchprodukten.

🌲 Mehr Naturschutzgebiete: Der WWF sieht die aktuelle deutsche EU-Ratspräsidentschaft als Chance und fordert, dass 30 Prozent der Land- und Meeresflächen der Mitgliedsstaaten innerhalb des kommenden Jahrzehnts einen Schutzstatus erhalten.

📝 Zuletzt hatten gerade mal 60 Länder eine Selbstverpflichtung unterzeichnet, sich stärker für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzen zu wollen. Große Nationen wie Brasilien, Indien, China und die USA sind aber nicht dabei. Das muss sich ändern!

Massen-Aussterben: Diese 5 gab es schon

❄ Das erste fand vor 445 Millionen Jahren am Übergang der Erdzeitalter Ordovizium zum Silur statt. Innerhalb einer Million Jahre starben 86 Prozent aller Arten aus. Ursache war wahrscheinlich eine Eiszeit mit folgender Absenkung des Meeresspiegels.

🌊 Vor 375 Millionen Jahren verschwanden erneut rund 80 Prozent aller Meerestier-Arten. Als Auslöser werden ansteigender Meeresspiegel sowie Vulkanausbrüche vermutet.

🌡 Das größte Aussterben der Erdgeschichte ereignete sich vor etwa 252 Millionen Jahren und zog sich über mindestens 200.000 Jahre hin. Es zerstörte fast 95 Prozent allen Lebens an Land und im Meer. Als Ursache vermuten Experten eine Klima-Erwärmung aufgrund von vulkanischen Aktivitäten.

🌋 Beim nächsten Massensterben vor rund 200 Millionen Jahren waren 70 bis 80 Prozent aller Arten betroffen - darunter die meisten Archosaurier, Vorfahren der Dinosaurier, deren heutige Verwandte Vögel und Krokodile sind. Auch hier weist alles auf massiven Vulkanismus hin.

☄ Das letzte und wahrscheinlich bekannteste Massensterben beendete vor 66 Millionen Jahren die Kreidezeit. Ein riesiger Krater in der mexikanischen Halbinsel Yucatán legt nahe, dass ein Asteroid-Einschlag für das Ende der Dinosaurier verantwortlich war.

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