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Störche: Darum überwintern die Zugvögel jetzt in Deutschland

  • Veröffentlicht: 25.09.2023
  • 08:45 Uhr
  • Carina Neumann-Mahlkau

Störche fliegen immer im Herbst Richtung Süden? Nicht unbedingt. Immer mehr der sagenumwobenen Vögel überwintern in Deutschland. Plus: Warum sagt man "Klapperstorch" - und kennst du auch den Schwarzstorch? Im Clip: Die Vogelretterin von New York.

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Das Wichtigste zum Thema Störche

  • Gefiederte Weltenbummler: Die Familie der Störche ist groß. 19 Arten aus sechs Gattungen sind auf allen Kontinenten außer der Antarktis zu Hause. Auf ihren Reisen legen die Vögel Tausende Kilometer zurück.

  • Um den Storch ranken sich viele Sagen und Legenden: Die Vögel bringen Glück, den Frühling oder Babies. Mehr Sagenhaftes erfährst du weiter unten.

  • In Deutschland können wir den Weißstorch beobachten - und mit etwas Glück auch seinen scheuen Verwandten, den Schwarzstorch.

  • Abflug: Im Herbst fliegen die Störche in den Süden. Seit einigen Jahren überwintern jedoch immer mehr Weißstörche in Deutschland. Ihr Flug wird aber oft durch Fensterscheiben oder Glasfassaden von Gebäuden unterbrochen. Doch warum fliegen Vögel gegen Fensterscheiben?

  • Die Tiere haben gelernt, wie sie trotz Kälte und Schnee Futter finden - und sparen sich die weite, anstrengende Reise. Wie es dazu kam, liest du weiter unten im Interview.

  • 2023 wurden in Bayern 1.200 brütende Weißstorchenpaare erfasst. Das ist die höchste Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1900. 1988 waren es nur 58 Pärchen, laut Forschenden steigt die Zahl seit Anfang des Jahrtausends stetig an.

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Der Weißstorch im Steckbrief

Weißstörche bevorzugen offene Landschaften wie Feuchtwiesen, Flussufer, Seen und landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Sie sind oft in der Nähe von Wasserquellen zu finden.
Weißstörche bevorzugen offene Landschaften wie Feuchtwiesen, Flussufer, Seen und landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Sie sind oft in der Nähe von Wasserquellen zu finden.© picture alliance / contrastphoto | O.Behrendt

Wissenschaftlicher Name: Ciconia ciconia

Familie: Störche (Ciconiidae)

Größe: Stehend bis zu 80 Zentimeter, Schnabel bis zu 19 Zentimeter.

Flügelspannweite: Bis zu 2 Meter

Gewicht: Bis zu 4,4 Kilo

Alter: Durchschnittlich 8 bis 10 Jahre

Wanderung: Langstreckenzieher. Die westliche Population zieht in der Regel über Gibraltar, die östliche über den Bosporus. Winterquartiere in West-, Ost- und Südafrika.

Farbe:Weißes Gefieder. Außnahme: Schwungfedern und Teil der Oberflügeldecken sind schwarz. Beine und Schnabel sind rot.

Nahrung: Fische, Regenwürmer, Insekten und Larven, Mäuse, Frösche und Reptilien

Das Leben der Störche: Von lebenslangen Partnerschaften und gefährlichen Reisen

Treue Seelen? Störche leben vorwiegend monogam und bleiben meist ein Leben lang zusammen. Aber auch bei den Vögeln wurden schon Seitensprünge, Partnertausch und Dreiecksbeziehungen beobachtet.
Treue Seelen? Störche leben vorwiegend monogam und bleiben meist ein Leben lang zusammen. Aber auch bei den Vögeln wurden schon Seitensprünge, Partnertausch und Dreiecksbeziehungen beobachtet.© Getty Images
Treu sind die Störche vor allem ihrem Nest: Nach der Reise in den Süden kehren die Paare immer wieder zu ihrem Domizil zurück. Nach dem stürmisch-nassen Winter ist dann erst mal Renovieren angesagt. Das ist oft Männersache, denn die Männchen kommen meistens etwas früher an und hübschen das Nest für ihre Liebste auf.
Treu sind die Störche vor allem ihrem Nest: Nach der Reise in den Süden kehren die Paare immer wieder zu ihrem Domizil zurück. Nach dem stürmisch-nassen Winter ist dann erst mal Renovieren angesagt. Das ist oft Männersache, denn die Männchen kommen meistens etwas früher an und hübschen das Nest für ihre Liebste auf.© Getty Images
Auf ihrer Reise legen Störche oft mehr als 10.000 Kilometer zurück. Sie sind zwei bis vier Monate unterwegs und schaffen bis zu 300 Kilometer Strecke am Tag.
Auf ihrer Reise legen Störche oft mehr als 10.000 Kilometer zurück. Sie sind zwei bis vier Monate unterwegs und schaffen bis zu 300 Kilometer Strecke am Tag. © Getty Images
Bis zur Ankunft unter Afrikas Sonne machen die Störche immer wieder Rast. Die Reise ist nicht nur abenteuerlich, sondern auch kräftezehrend und gefährlich. Nicht alle Störche kommen zurück. Ein Grund mehr, "sesshaft" zu werden.
Bis zur Ankunft unter Afrikas Sonne machen die Störche immer wieder Rast. Die Reise ist nicht nur abenteuerlich, sondern auch kräftezehrend und gefährlich. Nicht alle Störche kommen zurück. Ein Grund mehr, "sesshaft" zu werden.© Getty Images
Treue Seelen? Störche leben vorwiegend monogam und bleiben meist ein Leben lang zusammen. Aber auch bei den Vögeln wurden schon Seitensprünge, Partnertausch und Dreiecksbeziehungen beobachtet.
Treu sind die Störche vor allem ihrem Nest: Nach der Reise in den Süden kehren die Paare immer wieder zu ihrem Domizil zurück. Nach dem stürmisch-nassen Winter ist dann erst mal Renovieren angesagt. Das ist oft Männersache, denn die Männchen kommen meistens etwas früher an und hübschen das Nest für ihre Liebste auf.
Auf ihrer Reise legen Störche oft mehr als 10.000 Kilometer zurück. Sie sind zwei bis vier Monate unterwegs und schaffen bis zu 300 Kilometer Strecke am Tag.
Bis zur Ankunft unter Afrikas Sonne machen die Störche immer wieder Rast. Die Reise ist nicht nur abenteuerlich, sondern auch kräftezehrend und gefährlich. Nicht alle Störche kommen zurück. Ein Grund mehr, "sesshaft" zu werden.
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Warum überwintern die Störche in Deutschland? Das sagt Oda Wieding, Weißstorch-Expertin vom Landesbund für Vogelschutz Bayern:

💬 Die meisten "deutschen" Störche leben in Brandenburg. Wenn es ums Überwintern geht, findet man die Vögel aber vor allem im Südwesten Deutschlands - also Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz bis etwa Hessen.

💬 Dieses Verhalten ist aber nicht angeboren, sondern erlernt. Grund dafür: Programme zur Wiederansiedlung in der Schweiz, dem Elsass und Baden-Württemberg. In den 90ern wurden die dort aufgezogenen Störche erst freigelassen, wenn sie geschlechtsreif waren - also mit zwei Jahren.

💬 Anstatt mit den anderen in den Süden zu fliegen, erlernten diese Jungstörche zu überwintern. Nach ihrer Freilassung zogen manche in andere Bundesländer und animierten dort auch "wilde Störche" zu bleiben.

💬 Es gibt sogar einen Anfangsverdacht, dass sich das Überwintern vererbt. In Baden-Württemberg zum Beispiel sind viele bleibende Störche die Nachfahren von überwinternden Tieren. In Zukunft könnten also noch mehr Störche in Deutschland überwintern.

💬 Übrigens: Wird es den Störchen doch mal zu kalt, treten sie spontan die "Winterflucht" in mildere Gebiete an - und kommen dann frühzeitig Ende Januar oder Mitte Februar zurück.

Die Flugrouten der Weißstörche

Die Zugrouten der Weißstörche. Grundsätzlich gibt es zwei Zugrouten, die sich je nach Population unterscheiden. Die westliche Population zieht meistens über Gibraltar, die östliche über den Bosporus. Die Winterquartiere befinden sich in West-, Ost- und Südafrika.
Die Zugrouten der Weißstörche. Grundsätzlich gibt es zwei Zugrouten, die sich je nach Population unterscheiden. Die westliche Population zieht meistens über Gibraltar, die östliche über den Bosporus. Die Winterquartiere befinden sich in West-, Ost- und Südafrika.© Galileo
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Galileo vom 2019-10-11

Dieser Mann bringt Vögeln das Fliegen bei

Der Franzose Christian Moullec hat eine ganz besondere Bindung zu Vögeln und bringt den Tieren sogar das Fliegen bei. Doch wie macht er das und vor allem: warum? Reporter Christoph Karrasch hat den Naturschützer in seiner Heimat Frankreich besucht.

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  • 13:16 Min
  • Ab 12

Die erstaunlichsten Fakten über Störche?

Für Storch-Expertin Oda Wieding gibt es da unzählige - zum Beispiel:

👀 "Störche sehen für uns Menschen alle gleich aus, aber die Vögel können einzelne Menschen und sogar Autos auseinander halten."

🌍 "Während unsere Sinne immer mehr abstumpfen, orientieren sich die Störche auf ihren Reisen am Magnetfeld der Erde."

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Warum sagt man eigentlich Klapperstorch zum Weißstorch?

Zur Begrüßung im Nest, beim Balztanz oder zur Einschüchterung von Rivalen klappern Weißstörche mit ihrem Schnabel. Das brachte ihnen den Namen "Klapperstorch" ein.

Mythologischer Ursprung vom Klapperstorch und Adebar

Der Weißstorch hat in vielen Kulturen symbolische Bedeutung und wird oft mit Fruchtbarkeit, Glück und Wohlstand in Verbindung gebracht. In einigen Ländern wird er auch als Symbol für die Ankunft von Babys angesehen, mehr dazu erfährst du unten. Als Spitzname für Klapperstörche ist auch heute zum Teil nach Adebar geläufig. Der Name setzt sich zusammen aus dem althochdeutschen "Auda" für "Glück" und der Endsilbe "bar", was so viel wie "tragen" oder "bringen" bedeutet. Adebar lässt sich so in etwa mit "Glücksbringer" übersetzen.

Sagen und Legenden über Störche

👼 Der Storch bringt die Babies - lange erzählten Eltern ihren Kindern diese Geschichte. Aber wieso? Im Mittelalter glaubte man, im Wasser lebten die Seelen der ungeborenen Kinder - und Frösche seien Fruchtbarkeits-Boten.

🐸 Störche leben in Wasser-Nähe und fangen dort auch Frösche. Sie legen weite Strecken zurück und sind theoretisch groß genug, um Babies zu transportieren - der Mythos war geboren.

🌾 Früher hieften die Bauern Wagenräder auf ihr Hausdach - als Nisthilfe für Störche. Kamen sie aus dem Süden zurück, bliesen die Bauern ins Horn.

🐭 Störche galten als Frühlingsboten - der Winter war vorbei. Außerdem schätzten die Bauern sie als gute Mäusefänger.

🍀 Diese positiven Eigenschaften machten den Storch schließlich zum Glücks-Symbol. Im alten Rom gab es sogar das "Storchen-Gesetz": So wie es die Jungvögel tun, sollten sich auch die jungen Römer liebevoll um ihre altersschwachen Eltern kümmern.

Kennst du auch den Schwarzstorch?

Der Schwarzstorch ist der scheue Verwandte des Weißstorchs.
Der Schwarzstorch ist der scheue Verwandte des Weißstorchs.© Getty Images

Der Schwarzstorch ist in Deutschland sehr selten und die Tiere sind scheu. Die Art wurde früher stark bejagt. In manchen Bundesländern wie zum Beispiel Bayern galt der Schwarzstorch sogar schon als ausgestorben. In den vergangenen Jahren kehrten aber immer mehr der Vögel zurück.

Der Schwarzstorch hat ein überwiegend schwarzes Gefieder, was sich auch in seinem Namen widerspiegelt. Das Gefieder kann jedoch je nach Licht und Betrachtungswinkel auch metallisch grünlich oder bläulich schimmern.

Im Gegensatz zum Weißstorch bevorzugt der Schwarzstorch eher ursprüngliche Landschaften statt menschliche Ansiedlungen als Habitat und Brutstätte. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich über große Teile Europas und Asiens, wo er Flussauen, Feuchtgebiete, kleine Gewässer und Bachläufe in unmittelbarer Nähe zu dicht bewachsenen Laubwäldern als Lebensraum nutzt.

Wie gut kennst dich mit ausgestorbenen Tier-Arten aus?

Die wichtigsten Fragen zum Thema Störche

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