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Atommüll-Endlager Runit Dome: Die ständige Gefahr im Pazifik

  • Veröffentlicht: 24.07.2022
  • 18:45 Uhr
  • Galileo

Unmengen an Atommüll bedeckt von einer gigantischen Beton-Kuppel liegen auf einer kleinen pazifischen Insel. Das Atommüll-Endlager heißt Runit Dome. Wie der radioaktive Abfall dort gelandet ist? Und warum er auch für uns gefährlich werden kann.

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Runit Dome: Die wichtigsten Fakten

  • Über 2.000 Kilometer vom Festland entfernt zwischen Japan und Hawaii liegt mitten im Pazifischen Ozean nahe des bekannten Bikini-Atolls die kleine Marshall-Insel Runit.

  • Darauf befindet sich seit dem Jahr 1979 ein Atommüll-Endlager unter einer gigantischen Beton-Kuppel mit einem Durchmesser von der Länge eines Fußballfeldes (120 Meter): der Runit Dome.

  • Diese Kuppel bedeckt unter anderem Plutonium, ein krebserregendes chemisches Element. 250 Schwimmbecken (100.000 Kubikmeter) voll mit dem radioaktiv verstrahlten Müll lagern dort. Der Runit Dome ist eine tickende Zeitbombe.

  • Mit Runit Dome hängt die weltweite Grundsatzfrage zusammen: Wohin mit dem Atommüll? Wäre eine Lagerung in tiefen Gesteins-Schichten besser? Die Suche nach einem perfekten Endlager beschäftigt unzählige Forscher:innen. Mehr dazu unten.

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Warum der Atommüll im Pazifik für uns bald gefährlich werden könnte

🙁 Die Oberfläche der Kuppel bekommt mittlerweile Risse. Es ist denkbar, dass deswegen radioaktiv verseuchter Müll austritt und das würde nicht nur der Pazifische Ozean bedrohen, sondern auch uns.

🌊 Durch den steigenden Meeres-Spiegel und die vermehrten Natur-Katastrophen infolge des Klimawandels steigt die Gefahr.

Das Problem: Bis der radioaktive Abfall ungefährlich ist, vergehen Ewigkeiten. Erst alle 24.000 Jahre halbiert sich die Radioaktivität von Plutonium. Diese Zeitspanne wird daher auch als Halbwertszeit bezeichnet.

Runit Dome: So sieht das Atommüll Endlager aus

Der Runit Dome kurz nach seiner Errichtung im Jahr 1980.
Der Runit Dome kurz nach seiner Errichtung im Jahr 1980.© picture alliance/dpa
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Geschaffen durch Atombombentests: So entstand Runit Dome

Runit gehört zum Atoll Eniwetok der Republik Marshall-Inseln. So wie auf dem benachbarten Bikini-Atoll führten die USA dort Tests mit Atomwaffen durch: Zwischen 1946 und 1958 gingen auf Runit 14 Atombomben hoch. Insgesamt waren es sogar 67. Ein riesen Test-Gelände für Atombomben mitten im Meer, wo es niemand mitbekommt.

Das gigantische Loch für den Runit Dome entstand durch den Atomwaffentest "Cactus": Die 18-Kilotonnen-Bombe bohrte einen riesigen Krater in den Boden. Cactus hatte ungefähr die 1,5-fache Sprengkraft der Atombombe von Hiroshima. Diese warfen die USA am 6. August 1945 über der japanischen Stadt Hiroshima ab. Es war die erste Atombombe, die im Krieg eingesetzt wurde.

Zwischen 1977 und 1980 entschieden die USA, die ganzen verstrahlten Überreste der Atombombentests in den Krater auf Runit zu verfrachten. Zur Abdeckung gossen sie eine dicke Beton-Schicht darüber. Das war die Geburtsstunde von Runit Dome.

Atomwaffentest "Cactus"

Diesen Krater verursachte der Atomwaffentest "Cactus" auf der Insel Runit.
Diesen Krater verursachte der Atomwaffentest "Cactus" auf der Insel Runit.© Federal Government of the United States/Public Domain
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Der Radioaktiver Abfall ist nun euer Problem

Mit der Unabhängigkeit der Marshall-Inseln 1986 von den USA übertrugen die Vereinigten Staaten dem Inselstaat auch die Verantwortung für den Runit Dome. Seitdem kann die kleine Insel-Republik die Folgen des nuklearen Testgeländes der USA ausbaden.

Radioaktivität - was ist das überhaupt?

⚛ Radioaktivität bedeutet so viel wie Strahlungs-Tätigkeit. Zu der kommt es, wenn Atomkerne zerfallen. Dies kann entweder auf natürlichem Wege passieren oder künstlich herbeigeführt werden.

⚛ Die bei dem Zerfalls- oder Umwandlungs-Prozess freiwerdende Energie wird dabei als Strahlung freigesetzt. Für uns Menschen ist die nicht direkt spürbar, allerdings überträgt die Strahlung, sobald sie auf biologische Zellen stößt, einen Teil ihrer Energie. Dies wiederum kann unsere Zell-Bestandteile verändern und etwa Krebs hervorrufen. So gelten unter anderem die radioaktive Stoffe Uran, Plutonium und Radon als krebserregend.

⚛ Der oft verwendete Begriff "radioaktive Strahlung" ist genau genommen also nicht korrekt, da die Strahlung selbst nicht radioaktiv ist, sondern eine Folge der Radioaktivität.

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Grundproblem Atommüll: Wohin mit dem radioaktiven Abfall?

Das Problem des Runit Dome ist ein weltweites: Was machen wir mit dem Atommüll? Wie entsorgt man ihn am besten? Diese Frage beschäftigt Expert:innen in Deutschland, Europa und der ganzen Welt, seitdem es Atom-Energie gibt.

In Deutschland zum Beispiel ging 1960 das erste Kernkraftwerk in Betrieb, ohne dass die Frage nach der Lagerung von Atomabfall geklärt wurde. Bis heute streiten Wissenschaftler:innen und Politiker:innen über eine Lösung.

Der radioaktive Müll ist aber bereits da: In den rund 60 Jahren Atomstrom-Erzeugung hat allein Deutschland 75 Schwimmbecken voll (30.000 Kubikmeter) Atommüll angehäuft. Dieser lagert zum größten Teil in sogenannten Castoren in Zwischenlagern. Die besonders sicheren Behälter verwahren den Abfall, während die Suche nach einem Atommüll-Endlager läuft.

Atommüll-Endlager: Ton, Salz oder Granit?

Das perfekte Endlager wird die Menschheit wohl nicht finden. Als am vielversprechendsten gilt derzeit die Lagerung in tiefen Gesteins-Schichten. Hierfür bieten sich insbesondere Ton, Salz und Granit an. Dort vermuten Expert:innen die wenigsten Risiken. Allerdings gibt es diese Gesteins-Arten nicht in jedem Land der Welt.

Außerdem bergen auch diese Gesteine Gefahren:

  • Erstens ist Ton leicht rissig und nicht so stabil. Bei hohen Temperaturen kann er seine Struktur verändern.
  • Zweitens ist Salz löslich. Dadurch könnten sich die radioaktiven Stoffe einen Weg in unseren Wasser-Kreislauf bahnen.
  • Drittens neigt Granit zu Rissen. Darum bräuchten die Castoren einen zusätzlichen Schutz.

Atommüll-Entsorgung in der Zukunft

Atomkraft verursacht radioaktiv verseuchten Müll. Diese Tatsache hat die ganze Welt über viele Jahre ignoriert. Noch immer sind Länder weltweit auf der Suche nach Endlagern.

♻ In Frankreich gibt es erste Anlagen, die Atommüll in Plutonium und Uran umwandeln, das angeblich zu 96 Prozent wiederverwendet werden kann. Das Hauptproblem dieser Anlagen: Sie spülen täglich kontaminiertes Wasser in den natürlichen Kreislauf. Zwar liegen die Kennzahlen unter den Grenzwerten. Langzeitfolgen sind trotzdem kaum abschätzbar. Womöglich finden Wissenschaftler:innen eines Tages eine akzeptable Methode zum Recycling.

💣 Oberirdische Speicherkuppeln wie der Runit Dome sind hingegen sehr wahrscheinlich keine Lösung für die Ewigkeit. Vielmehr ist die Beton-Kuppel durch den steigenden Meeres-Spiegel und Natur-Katastrophen wie Stürme infolge des Klimawandels eine tickende Zeitbombe.

🗻 Vielversprechender sind Lager in tiefen Gesteins-Schichten wie Ton, Salz oder Granit. Zwar bergen auch diese Gesteine Risiken. Momentan gelten sie jedoch als am ungefährlichsten.

Galileo vom 2020-06-09

G-Checkt: Das erste atomare Endlager der Welt

70 Jahre nach Einführung der Atomkraft ist die Frage, wohin der Strahlenmüll soll, immer noch nicht geklärt. Bisher ist weltweit kein einziges sicheres Endlager in Betrieb, doch Finnland will das jetzt ändern. Wie, hat "Galileo" herausgefunden.

  • Video
  • 11:05 Min
  • Ab 12

Atommüll-Endlager in Deutschland

Deutschland will ein Endlager mithilfe eines mehrstufigen Auswahl-Verfahrens bis 2031 finden.

Zunächst identifizieren Expert:innen Teilgebiete mit günstigen geologischen Voraussetzungen. Diese werden dann ober- und unterirdisch erkundet. Daraus ergeben sich Listen mit Vor- und Nachteilen. Auf dieser Grundlage müssen Bundesrat und Bundestag letztlich eine Entscheidung fällen.

Schwermetall-Zwischenlager in Deutschland

Wohin mit dem Atommüll? Hier der 1. Teil der Deutschlandkarte mit Zwischenlagern für Schwermetalle. Dazu: wie viele Behälter dort lagern dürfen und wie viele es aktuell schon sind. Pro Behälter dürfen maximal 180 kg radioaktiver Substanzen gelagert werden.
Wohin mit dem Atommüll? Hier der 1. Teil der Deutschlandkarte mit Zwischenlagern für Schwermetalle. Dazu: wie viele Behälter dort lagern dürfen und wie viele es aktuell schon sind. Pro Behälter dürfen maximal 180 kg radioaktiver Substanzen gelagert werden.© Galileo
Pro Behälter dürfen maximal 180 kg radioaktiver Substanzen gelagert werden.
Pro Behälter dürfen maximal 180 kg radioaktiver Substanzen gelagert werden.© Galileo
Wohin mit dem Atommüll? Hier der 1. Teil der Deutschlandkarte mit Zwischenlagern für Schwermetalle. Dazu: wie viele Behälter dort lagern dürfen und wie viele es aktuell schon sind. Pro Behälter dürfen maximal 180 kg radioaktiver Substanzen gelagert werden.
Pro Behälter dürfen maximal 180 kg radioaktiver Substanzen gelagert werden.
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