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Wolken-Impfung

 Cloud Seeding: So wird durch Wetter-Manipulation Regen erzeugt

  • Aktualisiert: 19.04.2024
  • 09:45 Uhr
  • Galileo

Mittels sogenanntem Cloud Seeding kann man Regen erzeugen. Dabei werden mit einer speziellen Methode Wolken regelrecht geimpft. Was sich dahinter verbirgt, ob man so Wetter auf Knopfdruck bestellen kann und welche Vor- und Nachteile die Wetterbeeinflussung bringt.

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Das Wichtigste zum Thema Cloud Seeding

  • Heftige Wassermassen fluteten Mitte April Dubai. Dabei liegt die Stadt in einem der trockensten Gebiete der Erde.

  • Expert:innen vermuten, dass das sogenannte Cloud Seeding für die starken Regenfälle verantwortlich sein könnte. Die Regierung bestreitet das.

  • Speziell ausgestattete Flugzeuge verteilen ein Gemisch (meistens Silber-Jodid) in den Wolken. Dadurch kondensiert der Wasserdampf schneller, der dann in Form von Regen auf den Boden fällt.

  • In vielen Bereichen ist diese gezielte Wetter-Manipulation bereits möglich. Über die Nebenwirkungen und den wirklichen Nutzen streiten sich Expert:innen jedoch.

Inhalt

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Cloud Seeding: Wie funktioniert das?

Beim Cloud Seeding werden spezielle Partikel mit Flugzeugen in die Wolken geschossen. Diese Partikel dienen als Keime, um zusätzliche Kondensation zu fördern. Dadurch bilden sich mehr Wassertröpfchen, die Feuchtigkeit anziehen und schließlich als Regen oder Schnee zu Boden fallen.

Silber-Jodid ist die häufigste Substanz, die dafür verwendet wird, aber auch Trockeneis und andere Materialien können zum Einsatz kommen. Cloud Seeding wurde in den 40er-Jahren entwickelt und in den 60er-Jahren im Westen der USA populär, vor allem um Schneefall zu fördern.

Im Clip: Warum Meteorolog:innen vor "Wetter-Kriegen" warnen

Anwendungsbereiche der Wolken-Impfung

💧 Am besten erforscht ist Cloud Seeding als Möglichkeit, künstlichen Regen zu erzeugen. Ausgewählte Orte sollen so zu bestimmten Zeiten mit Regen versorgt werden. Damit können die Niederschlagsmenge erhöht und der Zeitpunkt des Abregnens kontrolliert werden. Das wird auch in den Vereinigten Emiraten so angewendet. Auch bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2008 in Peking kam die Wolkenimpfung zum Einsatz: China impfte die Wolken nahe dem Stadion. Während der weltweiten Übertragung blieb es so trocken.

🧊 An manchen Orten wird auch versucht, Hagelkörner zu verkleinern. Ob sich das wirklich funktioniert, ist aber weiterhin unklar.

☀ Es gibt auch Experiemente, bei denen versucht wird, die Wolken aufzuhellen, dass sie mehr Sonnenlicht reflektieren. Das würde dazu führen, dass sich die Erde weniger schnell aufheizt. 

❄ Eine Forschungsgruppe der University of Colorado hat in einem Experiment in den Rocky Mountains versucht, zusätzlichen Schnee zu erzeugen, der im Winter in den Bergen fällt und Dürrezeiten vorbeugt. Es gelang auch, Schnee zu erzeugen, allerdings war die Menge sehr gering. 

Direkte Spritzen in die Wolken

Hier setzt die Wolken-Impfung an. Speziell ausgerüstete Flugzeuge verteilen ein Gemisch mit einem gelblichen Salz (Silber-Iodid), wodurch sich leichter mehr Tropfen bilden. Als Folge entstehen keine großen Hagelkörner, sondern viele kleine.
Hier setzt die Wolken-Impfung an. Speziell ausgerüstete Flugzeuge verteilen ein Gemisch mit einem gelblichen Salz (Silber-Iodid), wodurch sich leichter mehr Tropfen bilden. Als Folge entstehen keine großen Hagelkörner, sondern viele kleine.© picture alliance/Angelika Warmuth/dpa
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Welche Nebenwirkungen hat Cloud Seeding?

Kritiker:innen sehen die tatsächliche Wirkung skeptisch. Sie meinen: Die Wetter-Impfung behandele höchstens Symptome, aber keine Ursachen. Klar ist: Wunschwetter auf Knopfdruck ist durch Wolken-Impfung nicht möglich. Bislang ist auch noch absolut unklar, ob diese Art der Wetter-Manipulation langfristige Auswirkungen auf das Wetter haben kann. 

Es ist belegt, dass die Technik von Cloud Seeding grundsätzlich funktioniert. Man ist sich aber immer noch unschlüssig darüber, wie gut. Man kann in der Natur nicht erkennen, ob der Niederschlag durch eine Wolken-Impfung eingetreten oder auf natürlichem Wege entstanden ist. Bei Anwendungen werden auch häufig Wolken geimpft, die sowieso schon voller Flüssigkeit sind. Das führt dazu, dass zwar der Zeitpunkt des Niederschlags kontrolliert werden kann, aber früher oder später wäre es so oder so zu einem Regen gekommen. 

Klima-Aktivst:innen gehen regelmäßig auf die Straßen, um für mehr Nachhaltigkeit und gegen unvorhersehbare Eingriffe ins Klimasystem zu protestieren.
Klima-Aktivst:innen gehen regelmäßig auf die Straßen, um für mehr Nachhaltigkeit und gegen unvorhersehbare Eingriffe ins Klimasystem zu protestieren.© picture alliance/Daniel Karmann/dpa

Gezielte Wetter-Manipulation durch Climate Engineering

Die Wolken-Impfung ist übrigens nur eine eher kleine Methode des sogenannten Geo- beziehungsweise Climate Engineering. Darunter sind massive Eingriffe ins Wetter zu verstehen. Durch sie wollen Forschende Lösungen für die Folgen des Klimawandels finden.

Stark vereinfacht können zwei Ansätze im Climate Engineering unterschieden werden: Carbon Dioxide Removal (CDR) und Solar Radiation Management (SRM).

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Was ist Carbon Dioxide Removal (CDR)?

Diese Techniken zielen darauf ab, die Konzentration von Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Atmosphäre zu verringern. Möglich machen sollen das zum Beispiel eine Vermehrung von Algen in den Meeren oder eine massive Aufforstung. Auch denken Forschende über Wege nach CO2 unter der Erdoberfläche einzulagern.

Diese Illustration eines US-Unternehmens zeigt, wie riesige Maschinen in Zukunft Kohlenstoffdioxid filtern könnten.
Diese Illustration eines US-Unternehmens zeigt, wie riesige Maschinen in Zukunft Kohlenstoffdioxid filtern könnten.© picture alliance/AP Photo

Was ist Solar Radiation Management (SRM)?

Ziel ist es, einen Teil der Sonnenstrahlen zu reflektieren. Dadurch soll die globale Durchschnitts-Temperatur sinken. Wie man das erreichen will? Die teilweise originellen Ideen reichen von der Installation von Spiegeln im Weltraum über das Verstreuen von Schwefel in der Atmosphäre bis hin zu massenweise weißen Hausdächern.

Starke Vulkanausbrüche verteilen große Mengen an Schwefeldioxid in der oberen Atmosphäre. Dadurch werden einige Sonnenstrahlen reflektiert. Dieser Effekt könnte vielleicht auch künstlich erzeugt werden.
Starke Vulkanausbrüche verteilen große Mengen an Schwefeldioxid in der oberen Atmosphäre. Dadurch werden einige Sonnenstrahlen reflektiert. Dieser Effekt könnte vielleicht auch künstlich erzeugt werden.© picture alliance/imageBROKER

Auch die Vorschläge zum Climate Engineering sind umstritten. Weltraumspiegel oder unterirdische Speicher zum Beispiel würden enorme finanzielle und materielle Ressourcen verschlingen. Außerdem wären langfristige Folgen für das Öko- und Klimasystem kaum abzuschätzen.

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Häufige Fragen zu Cloud Seeding

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