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Nackt, faul, nie erwachsen: Grottenolme und ihr träger Lifestyle

  • Veröffentlicht: 26.10.2022
  • 08:45 Uhr
  • Heike Predikant
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© Getty Images

Faultiere können einpacken: Ein Grottenolm hat sich sieben Jahre nicht bewegt. Doch Energie sparen ist nur eine erstaunliche Fähigkeit der nackten Lurche. In unserem Steckbrief erfährst du, wie sie leben - und was Forschende noch nicht über sie herausgefunden haben.

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Grottenolme: Größe, Aussehen und Nahrung im Steckbrief

  • Europäische Schwanzlurche kommen ausschließlich im Karstgebirge östlich der Adria vor, das sich von Italien über Slowenien und Kroatien bis nach Bosnien-Herzegowina erstreckt. Dort tummeln sie sich in unterirdischen Höhlengewässern.

  • Der aal-artige Körper misst im Schnitt 25 bis 30 Zentimeter. Das Gewicht liegt zwischen 15 und 20 Gramm.

  • Auffällige Merkmale: spatelförmiger Kopf und abgeflachter Ruderschwanz. Die Vorder- und Hinterbeine sind kurz und zierlich.

  • Grottenolme atmen Luft über ihre Lungen. Zusätzlich besitzen sie am Hinterkopf beidseitig rote Kiemenbüschel, mit denen sie unter Wasser ihren Sauerstoff-Bedarf decken können.

  • Da die Amphibien in Dunkelheit leben, haben sie eine pigmentlose Haut, durch die Blutgefäße und Organe durchscheinen. Die Augen sind unter der Haut verborgen und funktionslos.

  • Verspeist werden Kleinstlebewesen wie Wasserasseln oder Flohkrebse. Umgekehrt müssen die "rosafarbenen" Tiere aufgrund ihres abgelegenen Lebensraumes keine Fressfeinde fürchten.

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Von der Fortpflanzung bis zum Orientierungssinn: Das bizarre Leben der Grottenolme

👶🏻 Grottenolme werden nie erwachsen: Sie verbringen ihr gesamtes Leben im Larven-Stadium, ähnlich wie der Axolotl. Forschende schätzen, dass sie 100 Jahre alt werden können. Die Weibchen sind mit rund 15 Jahren geschlechtsreif und pflanzen sich dann etwa alle zwölf Jahre fort.

Männchen besetzen Balz-Reviere mit einem Durchmesser von circa 80 Zentimetern. Dringen Konkurrenten in das Territorium ein, kommt es zu heftigen Kämpfen - dabei können Wunden zugefügt und Kiemen abgebissen werden.

💕 Ein fortpflanzungsbereites Weibchen wird schwanzwedelnd umkreist, bevor das Männchen am Gewässergrund eine Spermatophore absetzt. Streicht das Weibchen mit seinem Hinterleib darüber, nimmt es dabei Spermien auf. Das Laich-Revier wählt das Weibchen aus. Die Ablage der etwa vier Millimeter großen Eier (meist 35 Stück) zieht sich oft über Wochen hin.

❌ Die Nackt-Lurche können bis zu zehn Jahre ohne Nahrung überleben. Außerdem kommen sie bis zu drei Tage ohne Sauerstoff aus.

⚫ Ihr Magnet-Sinn dient zur Orientierung in der Dunkelheit. Licht nehmen sie über ihre extrem empfindliche Haut wahr - wird es hell, fliehen die Tiere.

Galileo

Tierische Methusalems

Der älteste bewiesene Mensch wurde 122 Jahre alt. Darüber können manche Tiere nur lachen - sie leben locker mehrere hundert Jahre auf unserem Planeten! Doch wer ist der absolute Methusalem? Galileo zeigt die erstaunlichen Rekordhalter aus der Tierwelt.

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Fauler als Faultiere? Warum sich Grottenolme kaum bewegen

Ein Faultier legt am Tag weniger als 100 Meter zurück, manchmal auch nur 50. Im Vergleich zu den bleichen Kerlchen ist das viel. Forscher von der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest stellten fest, dass Grottenolme ziemliche Bewegungsmuffel sind.

Um herauszufinden, wie sich die Amphibien in ihrem natürlichen Lebensraum umherbewegen, markierten die Zoologen von 2010 bis 2018 19 Grottenolme in der Vruljak-1-Höhle in Bosnien-Herzegowina mit Pigment-Injektionen. So konnte das Team bei regelmäßigen Tauchgängen sehen, wo sich die einzelnen Tiere aufhalten.

Resulat: Die meisten entfernten sich zum Teil über Jahre nicht mal zehn Meter von der Stelle, an der sie markiert worden waren. Ein besonders aktiver Proband brachte es auf 38 Meter in 230 Tagen, der trägste verharrte sieben Jahre an derselben Stelle. Das ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fünf Metern pro Jahr.

Grottenolme sind so faul, weil sie Energie sparen müssen - auch weil das Nahrungsangebot in den Unterwasser-Karsthöhlen sehr spärlich ist.

Hermannshöhle: Der einzige Ort in Deutschland, an dem Grottenolme leben

Die Hermannshöhle im Harz ist die Heimat von Deutschlands einzigen Grottenolmen. Die ersten fünf Exemplare, die ursprünglich aus Istrien stammten, wurden 1932 im künstlich angelegten Olmensee ausgesetzt - 1954 zählte man nur noch zwei Tiere. 1957 kamen 13 "Slowenen" dazu.

Die ersten Olmen-Eier fand man 2016, doch Nachwuchs kam nicht auf die Welt. Im August 2020 entdeckten Forschende zwei Gelege mit Eiern. Auch dieses mal gab es allerdings keine Baby-Olme. Doch die Hoffnung bleibt: Aktuell leben drei Männchen und vier Weibchen in der Rübeländer Hermannshöhle.

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Hoffnung auf Nachwuchs: So wurden die Olmen-Eier in der Hermannshöhle 2020 geschützt

Bilder vom Grottenolm: So sieht es aus, wenn Baby-Olme schlüpfen

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Das Greisenalter der Grottenolme sind Wissenschaftler:innen ein Rätsel

Die Wohnhöhlen der Grottenolme liegen oft bis zu 300 Meter tief und sind für den Menschen nur schwer zugänglich. Deswegen ist längst nicht alles über die Lebensweise der bleichen Lurche bekannt. Insbesondere das Geheimnis ihrer hohen Lebenserwartung konnten Forschende noch nicht entschlüsseln.

Man geht davon aus, dass manche Grottenolme über 100 Jahre alt werden. Normalerweise steigt die Lebenserwartung bei Amphibien mit der Körpermasse. Die nackten Höhlen-Bewohner erreichen jedoch nur ein Maximalgewicht von 20 Gramm.

Warum sie dennoch dem Alterungsprozess trotzen, dazu gibt es lediglich Vermutungen: Möglicherweise halten die kühlen Temperaturen im Untergrund und die geringe Aktivität die Grottenolme jung.

Du findest Grottenolme abgefahren? Im Quiz lernst du mehr über tierische Rekordhalter

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