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Invasive Arten: Kommt der Japankäfer bald auch zu uns?

  • Veröffentlicht: 17.08.2023
  • 19:11 Uhr
  • Franziska Schosser

Welche gefräßigen Einwanderer fallen denn hier über das Blatt her? Und was hat eine Horde wilder Hippos mit einem Drogenbaron zu tun? Wie tierische Exoten das Ökosystem auf den Kopf stellen - und welche deshalb nun auf der roten Liste stehen. Im Clip: invasives Sushi.

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Das Wichtigste zum Thema Invasive Arten

  • Blinde Passagiere: Auch Tiere und Pflanzen sind reiselustig - wenn auch nicht immer freiwillig. Durch die Globalisierung gelangen sie über Schiffe, Flugzeuge und den Güterverkehr in neue Lebensräume.

  • Viele tropische Arten überleben in den neuen Gefilden nicht, andere passen sich an die Gegebenheiten an, ohne Schaden anzurichten.

  • Das Problem: Manche blinde Passagiere werden zu "invasiven Arten". Davon spricht man, wenn sie sich in der neuen Umgebung rasant ausbreiten, Krankheitserreger einschleppen und die natürliche Flora und Fauna verdrängen.

  • Manchmal werden auch ausgesetzte Haustiere zu invasiven Tierarten - wie der Amerikanische Sumpfkrebs, der aufgrund seiner beeindruckenden Rotfärbung beliebt im Aquarien-Handel ist - und nun vor allem bei Regen zu Dutzenden die Berliner Parks erobert. Du lernst ihn unten in der Bildergalerie kennen.

  • Es gibt immer mehr invasive Arten - derzeit 66 - und die EU erweitert die Liste stetig. Zum Vergleich: 2016 waren es noch 37.

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Japankäfer - neue invasive Art mit unstillbarem Heißhunger

Der Japankäfer (zu sehen im Bild unten) wird verfolgt wie ein Schwerverbrecher. Und irgendwie ist er das auch - denn er hat das Potenzial, sehr großen Schaden anzurichten. Wie der Name verrät, stammt er ursprünglich aus Japan.

Welche gefräßigen Einwanderer fallen denn hier über das Blatt her? Der Japankäfer ist eine invasive Tierart.
Welche gefräßigen Einwanderer fallen denn hier über das Blatt her? Der Japankäfer ist eine invasive Tierart.© Getty Images

Er sieht aus wie eine Mischung aus dem heimischen Junikäfer und dem grün schillernden Rosenkäfer - und hat einen unstillbaren Appetit. Seine Leibspeise: eigentlich alles, vor allem aber Obstbäume, Erdbeeren, Bohnen, Mais, Wein, Rosen und viele weitere Strauch- und Baumarten. Die Engerlinge, also die Larven, fressen unter der Erde Gras-Wurzeln. Ein Japankäfer kommt selten allein - in Massen zerstören die Larven ganze Rasen- und Weideflächen.

Nach Sichtungen in der Schweiz wurde auch ein totes Exemplar in Baden-Württemberg entdeckt. Es war in einer Waren-Lieferung aus Polen. Woher der blinde Passagier tatsächlich stammt bleibt aber ein Rätsel, denn die betroffene Spedition ist europaweit unterwegs.

Gefräßig und gefährlich? Die rote Liste der Forschung

Welche invasiven Arten sind besonders gefährlich - und wie realistisch ist es, ihre Ausbreitung zu stoppen? Das erforschte ein internationales Team um Olaf Booy von der "Animal and Plant Health Agency" in York (England).

Ihre Untersuchungs-Objekte: 95 invasive Arten, von denen sich 35 bereits in Europa verbreiten und 60 auf dem Weg hierher sind.

Die wichtigsten Fragen: Wie hoch ist der Schaden, den die Arten verursachen? Wie teuer ist es, sie zu stoppen? Wie hoch die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich erneut ausbreiten? Wie hoch die Akzeptanz in der Gesellschaft?

Das Ergebnis findest du in der Bildergalerie unten.

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Diese invasiven Arten könnten für Europa besonders gefährlich werden

Er hat oberste Priorität: Der amerikanische Rostkrebs würde heimische Krebsarten verdrängen. Wie gut sich Krebse anpassen, wissen wir ja bereits von seinem knallroten Kollegen: Der amerikanische Sumpfkrebs flaniert schon seit Jahren durch die Berliner Parks. Mehr dazu weiter unten.
Er hat oberste Priorität: Der amerikanische Rostkrebs würde heimische Krebsarten verdrängen. Wie gut sich Krebse anpassen, wissen wir ja bereits von seinem knallroten Kollegen: Der amerikanische Sumpfkrebs flaniert schon seit Jahren durch die Berliner Parks. Mehr dazu weiter unten.© Getty Images
Süß, oder? Leider ist der australische Fuchskusu aber auch sehr gefräßig und kommt selten allein - die Art vermehrt sich rasant. Das kleine Beuteltier würde sich im südeuropäischen Klima wohlfühlen, dem Ökoystem aber stark schaden. Bisher wurde die Art in Europa noch nicht gesichtet.
Süß, oder? Leider ist der australische Fuchskusu aber auch sehr gefräßig und kommt selten allein - die Art vermehrt sich rasant. Das kleine Beuteltier würde sich im südeuropäischen Klima wohlfühlen, dem Ökoystem aber stark schaden. Bisher wurde die Art in Europa noch nicht gesichtet. © Getty Images
Die afrikanische Berberkröte ist bereits ein ungebetener Gast in Spanien und breitet sich von dort aus. Ihre Verbreitung soll gestoppt werden.
Die afrikanische Berberkröte ist bereits ein ungebetener Gast in Spanien und breitet sich von dort aus. Ihre Verbreitung soll gestoppt werden.© imago images / imagebroker
Auch der südamerikanische Nasenbär ist bereits in Spanien und wandert nordwärts. Er sieht niedlich aus, ist aber ein Raubtier, das heimische Arten bedroht.
Auch der südamerikanische Nasenbär ist bereits in Spanien und wandert nordwärts. Er sieht niedlich aus, ist aber ein Raubtier, das heimische Arten bedroht.© Getty Images
Der Amerikanische Ochsenfrosch ist ein wahrer Koloss: Allein sein Körper misst bis zu 20 Zentimeter. Seit einigen Jahren breitet er sich in Europa (auch in Deutschland) aus uns frisst alles, was ihm in die Quere kommt: Heimische Frösche, Molche, Fische, Insekten, Mäuse und sogar Ratten.
Der Amerikanische Ochsenfrosch ist ein wahrer Koloss: Allein sein Körper misst bis zu 20 Zentimeter. Seit einigen Jahren breitet er sich in Europa (auch in Deutschland) aus uns frisst alles, was ihm in die Quere kommt: Heimische Frösche, Molche, Fische, Insekten, Mäuse und sogar Ratten.© Getty Images
Er hat oberste Priorität: Der amerikanische Rostkrebs würde heimische Krebsarten verdrängen. Wie gut sich Krebse anpassen, wissen wir ja bereits von seinem knallroten Kollegen: Der amerikanische Sumpfkrebs flaniert schon seit Jahren durch die Berliner Parks. Mehr dazu weiter unten.
Süß, oder? Leider ist der australische Fuchskusu aber auch sehr gefräßig und kommt selten allein - die Art vermehrt sich rasant. Das kleine Beuteltier würde sich im südeuropäischen Klima wohlfühlen, dem Ökoystem aber stark schaden. Bisher wurde die Art in Europa noch nicht gesichtet.
Die afrikanische Berberkröte ist bereits ein ungebetener Gast in Spanien und breitet sich von dort aus. Ihre Verbreitung soll gestoppt werden.
Auch der südamerikanische Nasenbär ist bereits in Spanien und wandert nordwärts. Er sieht niedlich aus, ist aber ein Raubtier, das heimische Arten bedroht.
Der Amerikanische Ochsenfrosch ist ein wahrer Koloss: Allein sein Körper misst bis zu 20 Zentimeter. Seit einigen Jahren breitet er sich in Europa (auch in Deutschland) aus uns frisst alles, was ihm in die Quere kommt: Heimische Frösche, Molche, Fische, Insekten, Mäuse und sogar Ratten.

Wann wird eine eingeschleppte Art zum Problem?

Schon immer haben Tiere und Pflanzen neue Lebensräume erschlossen. Früher dauerte es, bis Arten andere Kontinente erreichten. Einheimische Tiere hatten Zeit, sich auf die Neuankömmlinge einzustellen. Mit dem aktuellen Reise- und Güterverkehr ist jedoch alles anders.

Neue Arten schaden nicht automatisch der Natur. Invasiv sind sie nur, wenn sie sich schnell ausbreiten, weil natürliche Feinde fehlen, und sie so andere Arten verdrängen.

Manche von ihnen übertragen Krankheiten, wie etwa die Krebspest oder die Eichhörnchen-Pocken. Heimische Tiere sterben oft an den Folgen, während die Überträger kaum betroffen sind.

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Hilfe, die Flusspferde kommen - wegen Pablo Escobar

"Vorsicht Flusspferd": Schilder warnen vor Escobars Hippos.
"Vorsicht Flusspferd": Schilder warnen vor Escobars Hippos.© picture alliance / AA

Drogen-Boss Pablo Escobar ließ Anfang der 80er Jahre vier Flusspferde für seinen Privatzoo nach Kolumbien schmuggeln. Es waren die einzigen Tiere, die nach dem Tod Escobars 1993 in die freie Wildbahn gelangten.

Und was haben die Flusspferde so unbeaufsichtigt gemacht? Sich vermehrt!

Mittlerweile leben vermutlich 80 Exemplare rund um die Hacienda Naples des Drogenbosses in Doradal zwischen Bogotà und Medellin - und haben sich zu einer invasiven Art entwickelt.

Die Flusspferde, die früher mal dem Drogen-Boss gehörten, fühlen sich in Kolumbien sichtlich wohl.
Die Flusspferde, die früher mal dem Drogen-Boss gehörten, fühlen sich in Kolumbien sichtlich wohl.© picture alliance / AA

Die Folgen für die lokalen Ökosysteme beschreiben Forscher:innen in einer Studie in der naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift "Ecology": Durch ihre Fäkalien bringen die Pflanzenfresser riesige Mengen von Nährstoffen in die Gewässer - und diese damit aus dem Gleichgewicht.

Manche Bakterienarten vermehren sich nun stärker, es droht sogar eine Blüte giftiger Algenarten. Das wiederum könnte andere Lebewesen gefährden.

Und: Auch heimische Seekühe oder Schildkröten könnten durch die Flusspferde verdrängt werden - obwohl die doch eigentlich so gemütlich aussehen. Noch gibt es keinen Plan, das Wachstum der Flusspferd-Population einzudämmen.

Sehen harmlos aus: Diese Tiere erobern gerade Deutschland

Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs fühlt sich in seiner neuen deutschen Heimat sehr wohl. Das Problem: Er kann die Krebspest übertragen und verdrängt andere Arten. In Berliner Parks wurden schon Tausende der roten Besucher gefangen.
Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs fühlt sich in seiner neuen deutschen Heimat sehr wohl. Das Problem: Er kann die Krebspest übertragen und verdrängt andere Arten. In Berliner Parks wurden schon Tausende der roten Besucher gefangen.© Getty Images
Die ersten Nurias brachen aus Pelzfarmen aus. Inzwischen sind sie in ganz Deutschland anzutreffen.
Die ersten Nurias brachen aus Pelzfarmen aus. Inzwischen sind sie in ganz Deutschland anzutreffen. © Getty Images
Der Laubholzbockkäfer kommt eigentlich aus Ostasien. Eingereist ist der Holzschädling zusammen mit Pflanzen oder in Verpackungen.
Der Laubholzbockkäfer kommt eigentlich aus Ostasien. Eingereist ist der Holzschädling zusammen mit Pflanzen oder in Verpackungen. © Getty Images
Der asiatische Marienkäfer verdrängt heimische Arten, hinterlässt ätzendes Sekret auf der Haut und macht Weinbauern- und -bäuerinnen das Leben schwer: Gelangt er in die Maische, verfälscht er den Geschmack des Weins. Dieser hat dann ein "Erdnussbutter-Aroma".
Der asiatische Marienkäfer verdrängt heimische Arten, hinterlässt ätzendes Sekret auf der Haut und macht Weinbauern- und -bäuerinnen das Leben schwer: Gelangt er in die Maische, verfälscht er den Geschmack des Weins. Dieser hat dann ein "Erdnussbutter-Aroma".© Getty Images
Die Rippenqualle kommt aus Nordamerika. Mitgebracht hat sie enormen Appetit. Außerdem ist sie ein Hermaphodit - sie braucht also keinen Partner, um sich schnell zu vermehren.
Die Rippenqualle kommt aus Nordamerika. Mitgebracht hat sie enormen Appetit. Außerdem ist sie ein Hermaphodit - sie braucht also keinen Partner, um sich schnell zu vermehren. © Getty Images
Die Schwarzmundgrundel fand aus dem Schwarzen Meer ihren Weg zu uns. Wo auch immer der Fisch auftaucht, hat er innerhalb von kürzester Zeit zahlenmäßig alle anderen Arten überholt.
Die Schwarzmundgrundel fand aus dem Schwarzen Meer ihren Weg zu uns. Wo auch immer der Fisch auftaucht, hat er innerhalb von kürzester Zeit zahlenmäßig alle anderen Arten überholt. © Getty Images
Die Nilgans vertreibt nicht nur heimische Enten- und Gänse-Arten. Auch die Zutaten der Frankfurter "Grünen Soße" schmecken ihr gut. Manche Gärtner fordern inzwischen Polizeischutz für ihre Kräuterfelder.
Die Nilgans vertreibt nicht nur heimische Enten- und Gänse-Arten. Auch die Zutaten der Frankfurter "Grünen Soße" schmecken ihr gut. Manche Gärtner fordern inzwischen Polizeischutz für ihre Kräuterfelder. © Getty Images
Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs fühlt sich in seiner neuen deutschen Heimat sehr wohl. Das Problem: Er kann die Krebspest übertragen und verdrängt andere Arten. In Berliner Parks wurden schon Tausende der roten Besucher gefangen.
Die ersten Nurias brachen aus Pelzfarmen aus. Inzwischen sind sie in ganz Deutschland anzutreffen.
Der Laubholzbockkäfer kommt eigentlich aus Ostasien. Eingereist ist der Holzschädling zusammen mit Pflanzen oder in Verpackungen.
Der asiatische Marienkäfer verdrängt heimische Arten, hinterlässt ätzendes Sekret auf der Haut und macht Weinbauern- und -bäuerinnen das Leben schwer: Gelangt er in die Maische, verfälscht er den Geschmack des Weins. Dieser hat dann ein "Erdnussbutter-Aroma".
Die Rippenqualle kommt aus Nordamerika. Mitgebracht hat sie enormen Appetit. Außerdem ist sie ein Hermaphodit - sie braucht also keinen Partner, um sich schnell zu vermehren.
Die Schwarzmundgrundel fand aus dem Schwarzen Meer ihren Weg zu uns. Wo auch immer der Fisch auftaucht, hat er innerhalb von kürzester Zeit zahlenmäßig alle anderen Arten überholt.
Die Nilgans vertreibt nicht nur heimische Enten- und Gänse-Arten. Auch die Zutaten der Frankfurter "Grünen Soße" schmecken ihr gut. Manche Gärtner fordern inzwischen Polizeischutz für ihre Kräuterfelder.
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Waschbär oder Problembär?

Auch Waschbären gibt es heute in vielen Teilen Deutschlands - und zwar nicht nur in ihrer ursprünglichen Heimat, dem Wald, sondern auch in Parks, Kleingartenanlagen und mitten in der Großstadt.

Die anpassungsfähigen Tiere zählen zu den invasiven Arten. Erst in den 1920/30ern wurden sie als Pelz-Lieferant aus Nordamerika ins Land gebracht.

Article Image Media
© Getty Images

Apropos Sumpfkrebs - Holy Crab, den kannst du essen!

Was macht man nun mit so einer Krebsplage? Essen, findet das Berliner Startup "Holy Crab". Welche Plagen noch auf dem Teller landen und mehr zum "Invasiven Sushi".

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