
Invasive Arten: Kommt der Japankäfer bald auch zu uns?
Das Wichtigste zum Thema Invasive Arten
Blinde Passagiere: Auch Tiere und Pflanzen sind reiselustig - wenn auch nicht immer freiwillig. Durch die Globalisierung gelangen sie über Schiffe, Flugzeuge und den Güterverkehr in neue Lebensräume.
Viele tropische Arten überleben in den neuen Gefilden nicht, andere passen sich an die Gegebenheiten an, ohne Schaden anzurichten.
Das Problem: Manche blinde Passagiere werden zu "invasiven Arten". Davon spricht man, wenn sie sich in der neuen Umgebung rasant ausbreiten, Krankheitserreger einschleppen und die natürliche Flora und Fauna verdrängen.
Manchmal werden auch ausgesetzte Haustiere zu invasiven Tierarten - wie der Amerikanische Sumpfkrebs, der aufgrund seiner beeindruckenden Rotfärbung beliebt im Aquarien-Handel ist - und nun vor allem bei Regen zu Dutzenden die Berliner Parks erobert. Du lernst ihn unten in der Bildergalerie kennen.
Es gibt immer mehr invasive Arten - derzeit 66 - und die EU erweitert die Liste stetig. Zum Vergleich: 2016 waren es noch 37.
Japankäfer - neue invasive Art mit unstillbarem Heißhunger
Gesucht, tot oder lebendig - der Japankäfer (zu sehen auf unserem Titelbild) wird verfolgt wie ein Schwerverbrecher. Und irgendwie ist er das auch - denn er hat das Potenzial, sehr großen Schaden anzurichten. Wie der Name verrät, stammt er ursprünglich aus Japan.
Er sieht aus wie eine Mischung aus dem heimischen Junikäfer und dem grün schillernden Rosenkäfer - und hat einen unstillbaren Appetit. Seine Leibspeise: eigentlich alles, vor allem aber Obstbäume, Erdbeeren, Bohnen, Mais, Wein, Rosen und viele weitere Strauch- und Baumarten. Die Engerlinge, also die Larven, fressen unter der Erde Gras-Wurzeln. Ein Japankäfer kommt selten allein - in Massen zerstören die Larven ganze Rasen- und Weideflächen.
Nach Sichtungen in der Schweiz wurde nun auch ein totes Exemplar in Badem-Württemberg entdeckt. Es war in einer Waren-Lieferung aus Polen. Woher der blinde Passagier tatsächlich stammt bleibt aber ein Rätsel, denn die betroffene Spedition ist europaweit unterwegs.
Gefräßig und gefährlich? Die rote Liste der Forschung
Welche invasiven Arten sind besonders gefährlich - und wie realistisch ist es, ihre Ausbreitung zu stoppen? Das erforschte ein internationales Team um Olaf Booy von der "Animal and Plant Health Agency" in York/England.
Ihre Untersuchungs-Objekte: 95 invasive Arten, von denen sich 35 bereits in Europa verbreiten und 60 auf dem Weg hierher sind.
Die wichtigsten Fragen: Wie hoch ist der Schaden, den die Arten verursachen? Wie teuer ist es, sie zu stoppen? Wie hoch die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich erneut ausbreiten? Wie hoch die Akzeptanz in der Gesellschaft?
"Du kommst hier nicht rein" - diesen Arten geht es zuerst an den Kragen
Wann wird eine eingeschleppte Art zum Problem?
Schon immer haben Tiere und Pflanzen neue Lebensräume erschlossen. Früher dauerte es, bis Arten andere Kontinente erreichten. Einheimische Tiere hatten Zeit, sich auf die Neuankömmlinge einzustellen. Mit dem aktuellen Reise- und Güterverkehr ist jedoch alles anders.
Neue Arten schaden nicht automatisch der Natur. Invasiv sind sie nur, wenn sie sich schnell ausbreiten, weil natürliche Feinde fehlen, und sie so andere Arten verdrängen.
Manche von ihnen übertragen Krankheiten, wie etwa die Krebspest oder die Eichhörnchen-Pocken. Heimische Tiere sterben oft an den Folgen, während die Überträger kaum betroffen sind.
Hilfe, die Flusspferde kommen - wegen Pablo Escobar

"Vorsicht Flusspferd": Schilder warnen vor Escobars Hippos.
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Drogen-Boss Pablo Escobar ließ Anfang der 80er Jahre 4 Flusspferde für seinen Privatzoo nach Kolumbien schmuggeln. Es waren die einzigen Tiere, die nach dem Tod Escobars 1993 in die freie Wildbahn gelangten.
Und was haben die Flusspferde so unbeaufsichtigt gemacht? Sich vermehrt!
Mittlerweile leben vermutlich 80 Exemplare rund um die Hacienda Naples des Drogenbosses in Doradal zwischen Bogotà und Medellin - und haben sich zu einer invasiven Art entwickelt.

Die Flusspferde, die früher mal dem Drogen-Boss gehörten, fühlen sich in Kolumbien sichtlich wohl.
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Die Folgen für die lokalen Ökosysteme beschreiben Forscher:innen in einer Studie in der naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift "Ecology": Durch ihre Fäkalien bringen die Pflanzenfresser riesige Mengen von Nährstoffen in die Gewässer - und diese damit aus dem Gleichgewicht.
Manche Bakterienarten vermehren sich nun stärker, es droht sogar eine Blüte giftiger Algenarten. Das wiederum könnte andere Lebewesen gefährden.
Und: Auch heimische Seekühe oder Schildkröten könnten durch die Flusspferde verdrängt werden - obwohl die doch eigentlich so gemütlich aussehen. Noch gibt es keinen Plan, das Wachstum der Flusspferd-Population einzudämmen.
Sehen harmlos aus: Diese Tiere erobern gerade Deutschland
Apropos Sumpfkrebs - Holy Crab, den kannst du essen!
Was macht man nun mit so einer Krebsplage? Essen, findet das Berliner Startup "Holy Crab". Welche Plagen noch auf dem Teller landen und mehr zum "Invasiven Sushi".
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Waschbär oder Problembär?
Auch Waschbären gibt es heute in vielen Teilen Deutschlands - und zwar nicht nur in ihrer ursprünglichen Heimat, dem Wald, sondern auch in Parks, Kleingartenanlagen und mitten in der Großstadt.
Die anpassungsfähigen Tiere zählen zu den invasiven Arten. Erst in den 1920/30ern wurden sie als Pelz-Lieferant aus Nordamerika ins Land gebracht. Wo sie leben und wieso sie oft unerwünscht sind, erfährst du hier.

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