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Igel zusammengerollt im Gras

Igel im Garten: So hilfst du dem bedrohten Tier

Autos, Pestizide und englischer Rasen: Igel haben es nicht leicht. Wir zeigen dir, wann und wie du Igel füttern solltest und was du zum Schutz der putzigen Tiere tun kannst. Im Clip: Wie Igel, Schnecken und Co. unseren Alltag erleichtern.
Igel im Garten: So hilfst du dem bedrohten Tier
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Igel: Das Wichtigste in Kürze

  • Es gibt 24 verschiedene Igelarten. Der bekannteste ist der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus). Er lebt in fast ganz Europa.

  • Das Stachelkleid eines ausgewachsenen Igels besteht auf 6.000 bis 8.000 Stacheln. Bei Gefahr kann er sich damit blitzschnell zu einer undurchdringlichen Stachelkugel zusammenrollen.

  • Schätzungsweise 500.000 Igel werden jedes Jahr auf deutschen Straßen überfahren.

  • Der Igelbestand ist noch stabil, aber die Zukunftsaussichten sind nicht gerade rosig - vor allem weil Lebensraum und Insekten verschwinden.

  • Übrigens: Der Igel wird nun zum TV-Star. Das Tier ist eines der Masken der aktuellen Staffel von "The Masked Singer". Wer sich wohl dahinter versteckt?

Igel Steckbrief
Der Igel-Steckbrief: Alle wichtigen Informationen zum kleinen Stacheltier.
Die Verbreitung des Igel
In diesen Ländern ist der Igel verbreitet.
Igel Steckbrief
Die Verbreitung des Igel

Der Igel im Steckbrief

  • Wissenschaftlicher Name: Erinaceus europaeus
  • Klasse: Säugetier
  • Größe: bis 30 Zentimeter lang und 20 Zentimeter hoch
  • Gewicht: 350 bis 1.500 Gramm
  • Lebenserwartung: bis zu 7 Jahre möglich
  • Verbreitung: große Teile Europas
  • Nahrung: Insekten, Kleinvögel, Vogeleier, Schnecken
  • Feinde: Uhu, Dachs, Marder, Fuchs, Mensch
  • aktueller Bestand: stabile Population

Igel: Beliebt aber bedroht

  • 🐜

    Igel sind putzig und ziemlich nützlich: Als Insektenfresser sind sie Schädlingsvernichter und im Garten deswegen gerne gesehen.

  • Igel können eigentlich ein Alter von sieben bis acht Jahren erreichen. Ihre tatsächliche Lebenserwartung liegt aber heute nur noch bei zwei bis vier Jahren.

  • 🏘

    Hauptursache dafür: die zunehmende Verknappung ihres Lebensraumes durch Schottergärten, Bebauung von freien Flächen, großflächige industrielle Landnutzung und stark befahrende Straßen.

  • 🚘

    Von Menschen verursachte Gefahren wie Mähroboter oder Autos erhöhen die Sterblichkeitsrate zusätzlich.

  • In den meisten Bundesländern ist der Igel als gefährdete Tierart eingestuft. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat Igel 2016 auf die Rote Liste gesetzt, allerdings als nicht vom Aussterben bedroht eingestuft.

Igel gefunden - was tun?

Igel sind Wildtiere und brauchen normalerweise keine menschliche Hilfe. Sie gehören zu den geschützten Tierarten und dürfen daher weder gefangen noch getötet werden.

Nur im Ausnahmefall sollten wir Menschen einen Igel also überhaupt bei uns aufnehmen – zum Beispiel um ihn zu pflegen, wenn er verletzt oder krank ist. Und sobald es dem Stacheltier wieder besser geht, sollte es wieder in die Natur entlassen werden.

Nahrung: Wann braucht ein Igel Hilfe?

Gerade im Winter, bei Frost und Schnee ist es ein schlechtes Zeichen, wenn du einem Igel begegnest. Denn der sollte jetzt eigentlich Winterschlaf halten. In den wärmeren Monaten sollten Igel nicht tagsüber unterwegs sein, sondern nur in der Dämmerung und nachts.

Wenn du unsicher bist, ob ein Igel Hilfe braucht, beobachte ihn erst einmal. Anzeichen für eine Krankheit sind z. B. gelber Ausfluss an der Nase, ein starkes Röcheln oder ein Schwanken oder Torkeln beim Laufen. Eine Birnenform des Körpers deutet auf eine Unterernährung hin.

Wenn der Stachelpelz oder das Fell mit Fliegeneiern oder -maden versehen sind, müssen diese sofort entfernt werden. Denn wenn sie schlüpfen, kriechen sie in alle Körperöffnungen und der Igel stirbt nach kurzer Zeit. Auch Zecken sollten entfernt werden.

Wenn du im Sommer kleine Igelsäuglinge ohne Mutter findest und diese auch am nächsten Tag noch allein sind, übergib die Jungen einer Igelstation. Sie selbst zu pflegen, ist für Laien oft nicht möglich.

Übrigens: Das A und O bei einem hilfebedürftigen Igel ist Wärmen. Also setze ihn in eine hohe Kiste (Igel sind gute Kletterer!), lege den Boden mit Zeitungspapier und zerrissenen Zeitungen aus (zum Einkuscheln) und packe eine mit einem Handtuch umwickelte lauwarme Wärmflasche mit dazu. Wenn du einen Igel zur Pflege aufnehmen möchtest, achte auf eine Raumtemperatur von mindestens 15 Grad. Die kalte Garage ist also im Zweifel nicht der richtige Ort.

Wie sollte ich einen Igel füttern?

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    Igel können nur tierisches Eiweiß verwerten. Das Verdauungssystem und der Kauapparat von Igeln sind für pflanzliche Nahrung nicht ausgelegt.

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    Wenn du Igel füttern möchtest, nimm am besten hochwertiges Katzenfutter mit einem hohen Protein- bzw. Fleischanteil. Optimal ist Futter für Katzenkinder, Kitten oder erwachsene Katzen mit Huhn, ohne Soße oder Gelee.

  • 👉

    Futter für Igel sollte möglichst zucker- und getreidefrei sein und kein Gemüse enthalten.

  • 👉

    Wenn du kein Katzenfutter im Haus hast, bereite ein Rührei ohne Gewürze und ohne Milch zu und lass es abkühlen. Gut ist auch gekochtes Hühnerfleisch.

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    Gib Igeln keine Speisereste, kein Obst, keine Nüsse und kein Hundefutter (zu kohlenhydratreich) zu fressen.

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    Es gibt zwar Igeltrockenfutter zu kaufen. Das ist aber als Alleinfuttermittel nicht geeignet.

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    Zum Trinken stell eine flache Schale mit Wasser dazu. Milch vertragen Igel nicht.

Igel in einem Garten zwischen Tontöpfen und Laub

In einem nicht perfekt aufgeräumten Garten finden Igel die besten Bedingungen.

Igel im Garten: So kannst du ihm helfen

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    Lass im Herbst einen Reisig- oder Laubhaufen im Garten liegen. Der könnte ein guter Platz für ein Winternest sein.

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    Vorsicht mit Mährobotern und Rasentrimmern oder beim Umsetzen oder Abbrennen von Laubhaufen. Dadurch könnten Igel zu Schaden kommen.

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    Verzichte auf den Einsatz von Laubbläsern und Laubsaugern. Sie töten Insekten, können ein Igelnest zerstören oder einen Igel im Winterschlaf stören.

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    Lass in Zäunen und Mauern am Boden ein zehn mal zehn Zentimeter großes Loch zum Durchschlüpfen. Setze Maschendrahtzäune nicht bis auf den Boden. Igel könnten sich darin verfangen und ihre Pfoten brechen.

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    Wenn du ein Igelhaus oder eine Futterschale aufstellen willst, dann schütze sie gut vor Katzen und Ratten.

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    Mit einer Wildblumenwiese oder einem Insektenhotel im Garten ziehst du Insekten an - und damit Nahrung für den Igel.

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    Verzichte auf Pestizide und mineralische Dünger. Sie halten auch gute Insekten fern und können Igeln schaden.

  • 🦔

    Gelbe Säcke können gefährlich werden, wenn die Spürnasen auf der Suche nach Nahrung hineinkriechen. Häng die Säcke am besten an einem Zaun auf und bring sie möglichst erst morgens raus, wenn Igel ihren nächtlichen Streifzug beendet haben.

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    Lichtschächte, hohe Treppen und der Gartenteich können zu Igelfallen werden. Entschärfe sie durch Abdeckungen oder Ausstiegshilfen.

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    Wenn Du Igeln Wasser anbieten möchtest, setze eine flache Tonschale in eine sichere Ecke deines Gartens.

  • 🦔

    Ultraschallgeräte zur Katzen- oder Marderabwehr sind mit ihren Frequenzen für die sensiblen Igel eine Qual.

Igel und ihr Winterschlaf

Das perfekte Winterquartier finden Igel in einem naturnahen Garten. Hier macht sich der Stachelpelz im November, wenn die ersten Kälteeinbrüche mit Bodentemperaturen um die Null Grad kommen, auf die Suche nach einem geschützten Unterschlupf und baut sein Nest für den Winter.

Etwa vier Monate lang, von Dezember bis März, hält ein Igel Winterschlaf. In dieser Zeit sinkt seine Körpertemperatur auf etwa fünf Grad ab. Sein Herz schlägt dann nur noch fünf bis zehn Mal pro Minute statt wie sonst 180 bis 200 Mal. Etwa alle 30 Tage wacht der Igel einmal kurz auf, was unbedenklich ist.

Igel legen sich übrigens keine Vorräte für den Winter an, sondern zehren von dem Fettpolster, das sie sich im Sommer und Herbst zugelegt haben. Im Frühjahr, wenn die Temperaturen wieder über 15 Grad steigen, ist der Winterschlaf beendet. Ein Igel hat dann etwa 20 bis 40 Prozent seines ursprünglichen Gewichts verloren. Daher ist es wichtig, dass er im Sommer und Herbst ausreichend Nahrung findet, um diese lange Zeit ohne Futter zu überstehen.

Was hat der Igel mit Logistik zu tun?

Was hat der Igel mit Logistik zu tun?

Bionik-Forschende machen sich den Stachelpelz von Igeln zunutze, um dämpfende Transportpaletten zu entwickeln.

Ein Igel als Haustier? Auf keinen Fall!

  • Langohrigel und Weißbauchigel werden im Internet als Haustiere angeboten. Sie sind aber vor allem für Kinder total ungeeignet.

  • Die angebotenen Tiere sind nicht nur sehr teuer, Igel sind auch nachtaktiv, können fest zubeißen, lassen sich nicht streicheln und werden nicht übermäßig zahm. Auch kann man sie nicht wie Nager als Käfigtiere halten.

  • Deswegen raten Igelfreunde davon ab, solche Geschäfte zu unterstützen. Die Tiere werden oft aus Afrika importiert, was erheblichen Reisestress bedeutet. Sie stammen nicht selten aus Inzucht und können nicht wieder ausgewildert werden.

Was du über Igel wissen solltest

  • 🤓

    Igel sind laktoseintolerant. Du solltest ihnen also keine Milch, sondern nur Wasser zum Trinken geben.

  • 🤓

    Igel sind hochsensible Spürnasen. Dank eines zusätzlichen Riechorgans, dem sogenannte Jacobson-Organ, riechen sie extrem gut - womöglich sogar besser als jedes andere Säugetier.

  • 🤓

    Igel sind Einzelgänger und Igel-Mamas alleinerziehend. Der Igel-Vater hat mit der Aufzucht der Jungtiere nichts zu tun.

  • 🤓

    Im Winterschlaf schlägt das Herz eines Igels nur fünf bis zehn Mal in der Minute. Im Sommer sind es 180 bis 200 Schläge.

  • 🤓

    Auf dem amerikanischen und australischen Kontinent gibt es keine Igel.

  • 🤓

    Hellen Albino-Igeln fehlen die Farbstoffe in Stacheln, Augen, Haut und Haaren. Ohne diese Pigmente sind sie für ihre natürlichen Feinde besser zu sehen und haben daher eine kürzere Lebenserwartung.

Häufige Fragen über Igel

  • ⁉️

    Wann geht der Igel in den Winterschlaf?

    Etwa von Dezember bis März halten Igel Winterschlaf. Im November, bei den ersten Bodenfrösten bauen sie sich ihr Winternest im Frühjahr bei Temperaturen ab 15 Grad werden die Igel wieder aktiv.

  • ⁉️

    Womit kann ich Igel füttern?

    Am besten ist fleischhaltiges Katzenfutter, Rührei oder gekochtes Hühnerfleisch. Denn Igel können als Insektenfresser nur tierisches Eiweiß verdauen. Gemüse und Kohlenhydrate wie im Hundefutter sind für Igel hingegen nicht geeignet.

  • ⁉️

    Wo kann ich einen kranken Igel abgeben?

    Es gibt deutschlandweit rund 450 meist ehrenamtliche Igelstationen, Igelpflegestellen, Tierschutzvereine und Privatpersonen, die sich um kranke oder schwache Igel kümmern. Du kannst hier in der Karte nach einer Anlaufstation in deiner Nähe suchen. Alternativ kannst du dich auch an ein Tierheim, Tierärzt:innen oder eine Tierklinik wenden. Sie haben aber mit Wildtieren oft nicht so viel Erfahrung. Um den Transport des Igels solltest du dich selbst kümmern.

  • ⁉️

    Welche Geräusche macht ein Igel?

    Igel sind sehr geräuschvolle Tiere. Typisch ist das Rascheln, das sie verursachen, wenn sie durch Laub und Büsche spazieren. Deutlich wahrnehmbar sind auch Essgeräusche (Schmatzen, Knacken) sowie ein Grunzen und Schnüffeln bei der Nahrungssuche. Während der Paarungszeit im Sommer kann es auch einmal zu einem Fauchen oder Schnaufen kommen. Beim Schlafen können Igel schnarchen. Ein Röcheln ist ein Zeichen dafür, dass der Igel keine Luft bekommt und krank ist. Schmerzensschreie von Igeln sind äußerst selten. Wenn Du sie hörst, braucht ein Igel definitiv Hilfe.

  • ⁉️

    Was kann man Igeln Gutes tun?

    Das Beste, was du tun kannst, ist ein igelfreundlicher Garten. Wenn du einen kranken oder unterernährten Igel findest, kannst du ihn zeitweise selbst pflegen oder ihn in einer Igelpflegestelle abgeben. Diese sind auch immer dankbar für Geld- und Sachspenden.

Veröffentlicht: 10.03.2022 / Autorin: Galileo