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Gestrandete Grindwale

Gestrandete Grindwale vor Neuseeland: Warum sich Wale verirren

Schon wieder sind Grindwale gestrandet. Fast 500 Tiere sind an den Stränden der Chatham-Inseln gestorben. Was es mit den Massenstrandungen der Tiere auf sich hat - und weshalb die Färöer-Inseln für sie der gefährlichste Platz der Welt sind.
Gestrandete Grindwale vor Neuseeland: Warum sich Wale verirren
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Das Wichtigste zum Thema Grindwale

  • Grindwale (auch Pilotwale genannt) gehören zur Familie der Delfine. Die Männchen werden bis zu acht Meter lang und bis zu drei Tonnen schwer, die Weibchen sind etwas kleiner und leichter.

  • Der massive Körper ist dunkel gefärbt. Lediglich an der Kehle befindet sich ein weißer Fleck, der sich zu einem Strich verengt und an der gesamten Unterseite entlangzieht. Die Zeichnung ähnelt einem Anker, dessen Spitze zum Kinn der Tiere zeigt.

  • Auf ihrem Speiseplan stehen Weichtiere und Fische. Zu den Fressfeinden der schwarzen Säuger zählen Schwertwale und einige große Haie.

  • Die Verschmutzung der Meere stellt für die schwimmenden Riesen eine der größten Bedrohungen dar - oft landet Plastik in ihrem Bauch. Hinzukommt, dass Grindwale nach wie vor gejagt werden (siehe unten).

  • Der aktuelle Bestand im Nordatlantik wird auf über 100.000 Tiere geschätzt. Ihre Lebenserwartung liegt zwischen 30 und 50 Jahren, der älteste bekannte Grindwal (ein Weibchen) wurde 57.

Rund 480 gestrandete Grindwale auf neuseeländischen Inseln

Es waren gleich zwei Massenstrandungen vor der Küste Neuseelands: An den Stränden der neuseeländischen Chatham-Inseln sind innerhalb weniger Tage knapp 480 Grindwale gestrandet - und zählt damit zu den größeren Massenstrandungen der neuseeländischen Geschichte.

Rettungsaktionen sind in dieser Region nicht so einfach möglich - weil die Gefahr von Haiangriffen sowohl für die Helfer:innen als auch für die Wale extrem hoch ist. Um weiteres Leid zu vermeiden, wurden die Tiere deshalb eingeschläfert.

Generell sind Wal-Strandungen in Neuseeland - und auch auf den Chatham-Inseln - keine Seltenheit. Durchschnittlich sind es laut der Walschutz-Organisation "Project Jonah" aber nur etwa 70 bis 80 Tiere.

Auch in Australien kam es vor knapp zwei Wochen wieder zu Massenstrandungen. An einem abgelegenen Strand im Bundesstaat Tasmanien fanden die Behörden 200 Grindwale. Knapp ein Viertel davon konnten die Helfer:innen vor Ort retten.

Die Walschutz-Organisation "Project Jonah" zeigt das Ausmaß der Strandungen

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Die entscheidende Frage: Warum stranden Wale?

  • Grindwale sind in Familienverbänden organisiert und folgen auf ihren Wanderungen einzelnen Leittieren. Ihnen schwimmen sie auch in seichtes Wasser nach, wo sie sich nicht mehr zurechtfinden.
  • Zu Navigationsfehlern kommt es unter anderem, wenn ein Leittier erkrankt oder geschwächt ist und dadurch sein Echo-Ortungssystem versagt.
  • Da sich Wale an den Magnetfeldern der Erde orientieren, können Anomalien im Erdmagnetfeld ebenfalls zu Desorientierung führen. Störungen treten insbesondere in Küstengebieten auf, mit denen die Hochsee-Tiere nicht vertraut sind.
  • Starker Wind raubt ihnen Kraft. Zudem erzeugen Stürme Strömungen, in denen sich oft viele kleine Meerestiere tummeln. Dann passiert es, dass die erschöpften Wale dem Futter nachjagen und dabei abdriften.
  • Ein weiterer Strandungsgrund kann der Lärm sein, der in den Ozeanen herrscht. Geräusche, die Schiffsmotoren, Bohrinseln oder militärische Übungen verursachen, stressen die schwimmenden Riesen und versetzen sie mitunter in Panik. In dem Fall wissen sie manchmal nicht mehr, wo sie sind.
  • Abgesehen davon wird Grindwalen nicht selten ihr fürsorgliches Sozialverhalten zum Verhängnis. Viele stranden erneut, weil sie dorthin zurückschwimmen, wo ihre Artgenossen "festsitzen". Und auch kranke oder tote Verwandte lassen sie nicht allein.

Die Lebensweise der Grindwale

  • 👨‍👩‍👧‍👦

    Grindwale leben in Gruppen aus rund 20 Tieren. Zu Wander- und Jagdzeiten können die sogenannten Schulen auf mehrere Hundert Mitglieder anwachsen.

  • 🐙

    Die Kolosse benötigen 50 Kilo Nahrung pro Tag. Um Tintenfische & Co. zu erbeuten, tauchen sie in Tiefen zwischen 500 und 1.000 Metern hinab.

  • 6️⃣

    Üblicherweise ziehen sie mit einer gemächlichen Geschwindigkeit von etwa sechs km/h durchs Wasser. Bei Gefahr können sie bis zu 7-mal schneller sein.

  • 💕

    Die Weibchen sind mit sechs bis zehn Jahren geschlechtsreif, bei den Männchen dauert es etwa doppelt so lang. Das Muttertier kümmert sich im Schnitt 4 Jahre um den Nachwuchs und ist erst dann wieder paarungsbereit.

  • 💬

    Kommuniziert wird mit Pfiffen in unterschiedlichen Tonhöhen. Laute geben die Wale beispielsweise von sich, um die Jungen zu erziehen, einen Partner anzulocken oder Haie zu vertreiben.

Grindadráp auf den Färöer-Inseln: Die blutige Jagd auf Grindwale

Das Grindadráp bezeichnet den Grindwalfang auf den zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln. Seine Ursprünge reichen in die Wikingerzeit zurück. Das Walfleisch galt als wichtige Nahrungsquelle für die Bewohner der abgeschiedenen unwirtlichen Inseln, auf denen Getreide und Gemüse nur spärlich wachsen.

Der Walfang wird dort bis heute betrieben. Taucht eine Grindwal-Gruppe auf, meldet die entsprechende Person die Sichtung und die Behörden entscheiden, ob See und Wetter den Fang zulassen. Im Fall einer Erlaubnis treiben bemannte Grind-Boote die Tiere zusammen und drängen sie in eine Bucht, wo das Töten der Wale erlaubt ist. Um Halsschlagader und Rückenmark zu durchtrennen, kommt eine spezielle Lanze (mønustingari) zum Einsatz. Vor 1985 durften auch Speere und Harpunen benutzt werden.

Das Wasser in der Bucht färbt sich bei einem Grindadráp rot. Insgesamt erlegen die Färöer im Schnitt 800 Grindwale pro Jahr. Internationale Tierschutz-Organisationen kritisieren die blutige Jagd als grausam und angesichts der Versorgungslage der Einheimischen als unnötig.

 

Dieser Aktivist kämpft gegen das Grindadráp

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Veröffentlicht: 14.10.2022 / Autor: Heike Predikant