Autismus: So ist das Leben für Betroffene
- Veröffentlicht: 26.10.2023
- 14:45 Uhr
- Galileo
Autist:innen wirken mitunter wie Sonderlinge. Für ihre neurologische Entwicklungsstörung können Betroffene von Autismus aber nichts. Auf dieser Seite erfährst du Hintergründe zu Autismus-Spektrum-Störungen. Im Clip: Ein junger Asperger-Autist spricht offen über seine Diagnose.
Das Wichtigste zum Thema Autismus
Autismus ist eine tiefgreifende neurologische Entwicklungsstörung. Sie betrifft vor allem die Wahrnehmung und das Handeln.
Autist:innen können Signale ihrer Mitmenschen schwer einschätzen und entwickeln starre Verhaltensweisen.
Die Ausprägungen von Autismus sind jedoch mitunter sehr unterschiedlich. Weltweit sind ungefähr 1,5 Prozent der Menschen betroffen.
Der Ausdruck "Autismus" leitet sich aus dem griechischen Wort "autós" ab, das "selbst" bedeutet.
Autismus-Spektrum-Störung als Oberbegriff
Autismus ist eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) registrierte, vielfältige neurologische Entwicklungsstörung. Sie ist häufig auch als eine Störung der Wahrnehmungsverarbeitung bekannt.
Die Störung wirkt sich auf unterschiedliche Art und Weise und in verschiedener Ausprägung auf die Entwicklung des Sozialverhaltens einschließlich der Kommunikation aus.
Zur Zusammenfassung dafür setzt sich mehr und mehr der Oberbegriff "Autismus-Spektrum-Störung (ASS)" durch. Früher war noch deutlicher eine Unterscheidung in Frühkindlichen und Atypischen Autismus sowie das Asperger-Syndrom üblich.
Da aber zunehmend auch leichtere Ausprägungen der einzelnen Arten festgestellt werden, ist eine Abgrenzung schwierig und mitunter wenig sinnvoll.
Die Ursache für Autismus ist noch nicht abschließend geklärt. Offenbar bedingen neben genetischen Einflüssen mehrere Faktoren das Risiko für eine Autismus-Spektrum-Störung.
Typische Verhaltensweisen von Autist:innen
Symptome für eine Autismus-Spektrum-Störung
👶 In der Regel zeigen sich Anzeichen für eine Autismus-Spektrum-Störung bereits in der frühen Kindheit, häufig schon im ersten Lebensjahr. Medizinische Überprüfungen bei einem Verdacht werden aber erst ab dem zweiten Lebensjahr empfohlen.
👋 Hinweise auf eine ASS sind anhaltende Defizite vor allem in der sozialen Interaktion beziehungsweise Kommunikation sowie Auffälligkeiten hinsichtlich sich wiederholender, unflexibler Verhaltensmuster.
👀 Zum Beispiel meiden Autist:innen Augenkontakt und missverstehen soziale Signale wie Blinzeln oder Gesten. Sie beachten ihre Mitmenschen weniger und haben Schwierigkeiten, sich in sie hineinzuversetzen.
🔢 Anstelle von etwa Spielen, die die Fantasie fordern, interessieren sich Autist:innen eher für Ordnungssysteme mit Zahlen, Nummern und Symbolen.
🤬 Abweichungen von festen Verhaltensmustern und Routinen im Alltag können zu übermäßigen Reaktionen - von erheblicher Aufregung bis zu Wutausbrüchen - führen.
😵 Oft reagieren Menschen mit Autismus sehr sensibel auf Reize wie Lärm, Gerüche oder Licht.
🙃 Aus einer anderen Perspektive beleuchtet zeichnen sich Autist:innen wiederum durch ausdauernde Begeisterung für ein Thema, Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit aufgrund ihrer strikten Regeltreue sowie ehrliche Direktheit aus.
Abgrenzung des Asperger-Syndroms
Eine Art Sonderform des Autismus ist das Asperger-Syndrom. Dies wird auch heutzutage eher nach dem Kleinkindalter diagnostiziert.
Zwar zeigen auch Asperger-Autist:innen Auffälligkeiten in der Interaktion. Ein Hauptunterschied liegt jedoch darin, dass sie oft kaum bis keine Verzögerungen oder Rückstände in der (sozialen) Entwicklung aufweisen.
Zudem verfügen Betroffene vom Asperger-Syndrom in der Regel über eine gewöhnliche, teils über eine überdurchschnittliche Intelligenz, während bei Menschen mit frühkindlichem Autismus mitunter eine intellektuelle Beeinträchtigung vorliegt.
Teilweise sind Asperger-Autist:innen in einer bestimmten Sache Genies. Dann ist häufig von einer Inselbegabung (Savant-Fähigkeit) die Rede. Dies können sein:
- hervorragende Rechenkünste
- außergewöhnliches Langzeitgedächtnis
- fotografisches Gedächtnis
- Fähigkeit, Sprachen in kurzer Zeit zu lernen
- großes musikalisches Talent
Autismus: Möglichkeiten zur Behandlung
Die Entwicklungsstörung beeinflusst viele Bereiche des alltäglichen Lebens. Betroffene mit einer leichten Ausprägung einer Autismus-Spektrum-Störung können in der Regel ein selbstbestimmtes Leben führen. Andere hingegen benötigen dauerhaft intensive Unterstützung.
Eine Autismus-Spektrum-Störung ist bislang nicht heilbar. Zum Glück können verschiedene Maßnahmen aber für eine Verbesserung sorgen.
Ein Ziel therapeutischer Methoden ist es, etwa durch Sprach- und Verhaltenstraining Lösungen im zwischenmenschlichen Umgang zu finden.
Der Erfolg einer Behandlung hängt nicht zuletzt vom Zeitpunkt ihres Beginns sowie insbesondere von der individuellen Ausprägung des Autismus ab.
Das Umfeld von Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung wiederum sollte Verständnis und Geduld für die festen Verhaltensweisen zeigen, indem sie etwa bei alltäglichen Ritualen unterstützen, klare Absprachen treffen und stressige Situationen mit zu vielen Reizen vermeiden.
Hier erfährst du noch mehr zum Thema Autismus
Autismus Deutschland e. V. - Der Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus
Autismus Deutschland e. V. - Elternratgeber Autismus-Spektrum
Häufige Fragen zum Thema Autismus
Menschen, die unter einer Autismus-Spektrum-Störung leiden, meiden häufig Blick- und Körperkontakt. Sie gebrauchen Sprache auf ungewöhnliche Art und Weise und haben Schwierigkeiten, andere zu verstehen. Außerdem neigen sie zu sich wiederholendem Verhalten und haben Probleme bei davon abweichenden Veränderungen.
Typische Anzeichen für eine Autismus-Spektrum-Störung treten meist bereits im ersten Lebensjahr auf. Eine medizinische Untersuchung und Diagnose wird aber erst nach dem ersten Geburtstag empfohlen. Früherkennungszeichen im Alter von ein bis zwei Jahren sind etwa mangelnder Blickkontakt, fehlendes Interesse an anderen Kindern, Schwierigkeiten bei nachahmendem Spielen, motorische Auffälligkeiten und Rückschritte beim Spracherwerb.