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Rassismus in Filmen: Warum Whitewashing ein Problem ist

  • Veröffentlicht: 21.04.2023
  • 14:45 Uhr
  • Galileo

Gegen die Besetzung von Filmrollen wird öfters protestiert. Ein Vorwurf: Anstatt den Ethnien gerecht zu werden, werden bevorzugt weiße Schauspieler:innen gecastet. Das wird auch Whitewashing genannt. Was sich dahinter verbirgt, erfährst du auf dieser Seite. Im Clip: 10 Fragen an eine Afroamerikanerin.

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Das Wichtigste zum Thema Whitewashing

  • Allgemeiner übersetzt bedeutet der Ausdruck "Whitewashing" so viel wie "Beschönigung". Gemeint ist damit, eine schlechte Sache besser wirken zu lassen.

  • In der Unterhaltungsbranche - insbesondere, aber nicht nur in Hollywood - meint der Begriff eine jahrzehntealte Besetzungspraxis, in bestimmten Fällen weiße Schauspieler:innen für nicht-weiße Charaktere zu casten.

  • "Lilo und Stitch", "Aladdin", "Ghost in the Shell" und Co.: Auch in der heutigen Zeit entbrennen immer mal wieder Diskussionen um solches Whitewashing.

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Whitewashing in Filmen und Serien

Als Whitewashing gilt in der Unterhaltungs-Industrie, wenn Rollen für Figuren in Filmen oder Serien, deren Hautfarbe eigentlich nicht weiß ist, durch weiße Schauspieler:innen besetzt werden. Mitunter werden Rollen extra so umgeschrieben, damit Weiße sie spielen können.

Vor allem - aber nicht erst - seit Bewegungen um unter anderem #BlackLivesMatter und #MeToo lösen solche Arten der Rollenbesetzung teils heftige Kritik aus.

Ein aktuelles Beispiel für die Diskussion um Whitewashing ist die geplante Real-Verfilmung von Disney's "Lilo und Stitch". Als Zeichentrickfilm war dieser bereits im Jahr 2002 ein großer Erfolg mitsamt Oscar-Nominierung, anschließender Fortsetzung und Serie.

Darin geht's um Lilo und ihre große Schwester Nani, die sich nach dem Unfalltod ihrer Eltern auf Hawaii durchkämpfen. In diesem Zuge nehmen sie das chaotische außerirdische Wesen namens Stitch, das sich als Hund tarnt, als Haustier auf.

In der Real-Verfilmung wird Sydney Agudong die Rolle der Nani spielen. Der Vorwurf an Disney wegen dieser Besetzung: Zwar ist die Schauspielerin hawaiianischer Abstammung. Allerdings sehe sie der Original-Figur Nani vor allem wegen ihrer helleren Hautfarbe nicht ähnlich genug, um den alltäglichen Existenzkampf einer hawaiianischen Familie kulturell glaubhaft zu verkörpern.

Hollywood-Neuling Sydney Agudong (mittig), bekannt durch "Infamously in Love", ist auf der hawaiianischen Insel Kauai geboren und aufgewachsen. Sie wird in Disney's Real-Verfilmung "Lilo und Stitch" Nani spielen, die große Schwester von Lilo.
Hollywood-Neuling Sydney Agudong (mittig), bekannt durch "Infamously in Love", ist auf der hawaiianischen Insel Kauai geboren und aufgewachsen. Sie wird in Disney's Real-Verfilmung "Lilo und Stitch" Nani spielen, die große Schwester von Lilo.© picture alliance / Everett Collection | ©Freestyle Releasing/Courtesy Everett Collection

Weitere bekannte Fälle von Whitewashing

👸 Im Jahr 2019 war Disney bei der Besetzung der Rolle der Prinzessin Jasmin in der Real-Verfilmung "Aladdin" mit dem Vorwurf von Whitewashing konfrontiert. Die britische Schauspielerin Naomi Scott ist zwar indischer Abstammung. Im Trickfilm-Original aus dem Jahr 1992 hatte Jasmin jedoch eine dunklere Hautfarbe.

🤖 Im Jahr 2017 warfen Kritiker:innen dem Studio DreamWorks Whitewashing bei der Besetzung von Scarlett Johansson im Science-Fiction-Film "Ghost in the Shell" vor. Um die Rolle eines japanischen Cyborgs zu spielen, wurde die US-amerikanisch-dänische Schauspielerin entsprechend geschminkt.

👩‍🏫 Auch als die schottische Schauspielerin Tilda Swinton die tibetische Meisterin "The Ancient One" in Marvels "Doctor Strange" aus dem Jahr 2016 spielte, wurden Vorwürfe von Whitewashing laut.

🤴 Ähnlich lief es, als der US-amerikanische Schauspieler Jake Gyllenhaal die Hauptrolle des persischen Prinz Dastan im Film "Prince of Persia" aus dem Jahr 2010 verkörperte.

🇺🇸 Bei den Besetzungen der US-amerikanischen Schauspieler Matt Damon und Tom Cruise in "The Great Wall" (2016) beziehungsweise "The Last Samurai" (2003) gab es vergleichbaren Unmut. In ihren Rollen als William Garin und Nathan Algren unterstützen sie China bei der Verteidigung der Großen Mauer beziehungsweise Japan in der Rebellion gegen die westliche Moderne.

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Whitewashing blickt auf lange Geschichte zurück

Dass weiße Schauspieler:innen teils auch die Rollen für nicht-weiße Charaktere besetzen, ist schon seit vielen Jahrzehnten gängige Praxis in der Unterhaltungsbranche - insbesondere in Hollywood, aber nicht ausschließlich.

Ein Beispiel aus der Vergangenheit aus Deutschland sind etwa die Winnetou-Filme der 1960er-Jahre, in denen der weiße Franzose Pierre Brice (1929-2015) den fiktiven Indianer-Häuptling Winnetou spielte.

Nur selten hingegen übernehmen etwa afroamerikanische oder asiatische Schauspieler:innen Rollen für weiße Figuren.

Wie wenig divers Hauptrollen in Hollywood-Filmen nach wie vor vergeben werden, zeigt der "Hollywood Diversity Report", den die University of California veröffentlicht. Demnach waren im Jahr 2022 lediglich etwas mehr als 21 Prozent der Hauptrollen (rund ein Fünftel) mit einer Person besetzt, die zu einer sogenannten nicht-weißen Minderheit gehört.

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Whitewashing als umkämpftes Schlagwort

🗣 Vor dem Hintergrund der Geschichte von Whitewashing bildet der Begriff bis heute ein polarisierendes Schlagwort - ähnlich zur Political Correctness und Wokeness.

✊ Verfechter:innen sehen in Whitewashing einen weiteren Beleg für (strukturellen) Rassismus. Die überpräsentierte Darstellung von weißen Schauspieler:innen führe zu einer verzerrten Wahrnehmung von multikulturellen Gesellschaften.

🤷 Auf der anderen Seite finden einige Menschen die Debatte um Whitewashing übertrieben. Sie sehen darin eine übersteigerte Zurschaustellung von moralischer Überlegenheit.

Häufige Fragen zu Whitewashing

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Fachliche Quellen zum Thema Whitewashing

Oh, David C. (2022): Whitewashing the Movies

Hollywood Diversity Report 2023

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