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Wie Online-Aktivisten die Welt verändern

  • Veröffentlicht: 03.01.2021
  • 20:00 Uhr
  • Galileo
Article Image Media
© imago images/ecomedia/robert fishman

Das Gesetz gegen Upskirting und der Wahlkampf-Auftakt von Donald Trump haben gezeigt: Online-Aktivismus funktioniert. Wir zeigen dir erfolgreiche Beispiele und wie du dich selbst engagieren kannst.

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Das Wichtigste zum Thema Online-Aktivismus

  • Der Bundestag verabschiedet im Juli 2020 ein Gesetz gegen Upskirting - und Donald Trumps tritt vor einer halbleeren Arena auf.

  • 2 Beispiele für erfolgreichen Online-Aktivismus, der vor allem zur Corona-Zeit immer wichtiger wird. Aber schon davor ließen sich Online- und Offline-Welt bei Protesten kaum mehr trennen.

  • Trotzdem hat das politische Engagement im Netz bei manchen einen schlechten Ruf: zu bequem und selten erfolgreich, so die Vorwürfe.

  • Wir zeigen dir, wie Online-Aktivisten die Welt verändert haben - und was du als Netz-Aktivist beachten solltest.

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2 Jahre Freiheitsstrafe für Upskirting: Wie aus einer Online-Petition ein Gesetz wurde

Kaum zu glauben: Bisher war das ungebetene Unter-den-Rock-Fotografieren bei Frauen keine Straftat, sondern meist lediglich eine Ordnungswidrigkeit. Im Juli 2020 hat der Bundestag ein Gesetz verabschiedet, das die Spanner-Fotos unter Strafe stellt. Ab Januar 2021 ist mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 2 Jahren zu rechnen.

Den Anstoß für das neue Gesetz gaben Ida Marie Sassenberg und Hanna Seidel. Sie starteten Anfang 2019 die Online-Petition "Verbietet Upskirting in Deutschland!".  Mehr als 100.000 Unterschriften später haben sie ihr Ziel erreicht.

Hanna Seidel und Ida Marie Sassenberg starteten die erfolgreiche Petition "Verbietet Upskirting".
Hanna Seidel und Ida Marie Sassenberg starteten die erfolgreiche Petition "Verbietet Upskirting".© picture alliance / Linda Vogt / dpa

Bringt nichts? 6 weitere Beispiele für erfolgreichen Online-Aktivismus

Anonymous Germany hackt die Telegram-Gruppe von Verschwörungs-Mystiker Attila Hildmann. Sie schmeißen Follower aus der Gruppe und offenbaren, wer die Gruppe leitet. Sie nennen es "Operation Tinfoil" (Operation Alufolie).
Anonymous Germany hackt die Telegram-Gruppe von Verschwörungs-Mystiker Attila Hildmann. Sie schmeißen Follower aus der Gruppe und offenbaren, wer die Gruppe leitet. Sie nennen es "Operation Tinfoil" (Operation Alufolie).© Screenshot: Twitter
Der 5. Globale Klimastreik von Fridays for Future fand wegen der Corona-Pandemie ebenfalls online statt. Hier legt Luisa Neubauer vor dem Reichtagsgebäude Plakate aus, die Aktivisten vorab entwerfen konnten. Etwa 10.000 Schilder hatte die Organisation vorab erhalten. Zudem gab es einen Hashtag, Livestreams und Videobeiträge von Aktivisten im Netz zu sehen.
Der 5. Globale Klimastreik von Fridays for Future fand wegen der Corona-Pandemie ebenfalls online statt. Hier legt Luisa Neubauer vor dem Reichtagsgebäude Plakate aus, die Aktivisten vorab entwerfen konnten. Etwa 10.000 Schilder hatte die Organisation vorab erhalten. Zudem gab es einen Hashtag, Livestreams und Videobeiträge von Aktivisten im Netz zu sehen. © imago images/snapshot
Doch Online-Aktivismus ist viel älter: "Sie können ein Dirndl ausfüllen", sagte FDP-Politiker Rainer Brüderle 2013 zur Journalistin Laura Himmelreich. Daraufhin berichteten Frauen aus ganz Deutschland unter #aufschrei von ihren Erfahrungen mit Alltags-Sexismus. Das gesellschaftliche Bewusstsein änderte sich - angestoßen durch einen Hashtag.
Doch Online-Aktivismus ist viel älter: "Sie können ein Dirndl ausfüllen", sagte FDP-Politiker Rainer Brüderle 2013 zur Journalistin Laura Himmelreich. Daraufhin berichteten Frauen aus ganz Deutschland unter #aufschrei von ihren Erfahrungen mit Alltags-Sexismus. Das gesellschaftliche Bewusstsein änderte sich - angestoßen durch einen Hashtag.© picture alliance / dpa / Hermann Pentermann
Tarana Burke (Mitte) startete 2017 #metoo, über den Frauen auf sexuelle Belästigungen und Übergriffe aufmerksam machen. In der Folge wurden Männer als Sexualstraftäter entlarvt und oft aus ihren Machtpositionen vertrieben. Prominente Beispiele sind Harvey Weinstein, Louis C. K. und in Deutschland Dieter Wedel.
Tarana Burke (Mitte) startete 2017 #metoo, über den Frauen auf sexuelle Belästigungen und Übergriffe aufmerksam machen. In der Folge wurden Männer als Sexualstraftäter entlarvt und oft aus ihren Machtpositionen vertrieben. Prominente Beispiele sind Harvey Weinstein, Louis C. K. und in Deutschland Dieter Wedel.© picture alliance / AP Photo / Damian Dovarganes
Die Mehrwertsteuer-Senkung für Tampons geht auf eine Online-Petition zurück. Nanna-Josephine Roloff und Yasemin Kotra starteten 2018 die Petition "Periode ist kein Luxus", ein Jahr und nach mehr als 190.000 Unterschriften sank die Steuer auf Tampons von 19 auf 7 Prozent.
Die Mehrwertsteuer-Senkung für Tampons geht auf eine Online-Petition zurück. Nanna-Josephine Roloff und Yasemin Kotra starteten 2018 die Petition "Periode ist kein Luxus", ein Jahr und nach mehr als 190.000 Unterschriften sank die Steuer auf Tampons von 19 auf 7 Prozent.© picture alliance / Sebastian Kahnert / dpa-Zentralbild / dpa
Der Schriftzug "Black Lives Matter" ist in Washington auf die Straße gemalt, die zum Weißen Haus führt. Die Straße wurde in "Black Lives Matter-Platz" umbenannt. Auch diese Bewegung wird mit einem #blacklivesmatter begleitet.
Der Schriftzug "Black Lives Matter" ist in Washington auf die Straße gemalt, die zum Weißen Haus führt. Die Straße wurde in "Black Lives Matter-Platz" umbenannt. Auch diese Bewegung wird mit einem #blacklivesmatter begleitet.© Screenshot: Galileo
Die Verhaftung des verbrecherischen Rebellenführers Joseph Kony aus Uganda war Ziel von Online-Aktivisten. Die Kampagne war sehr erfolgreich, der US Senat verabschiedete gar ein Gesetz deswegen. Aber sie zeigt auch die Schwächen des Online-Aktivismus auf, wie wir dir in der nächsten Kachel verraten.
Die Verhaftung des verbrecherischen Rebellenführers Joseph Kony aus Uganda war Ziel von Online-Aktivisten. Die Kampagne war sehr erfolgreich, der US Senat verabschiedete gar ein Gesetz deswegen. Aber sie zeigt auch die Schwächen des Online-Aktivismus auf, wie wir dir in der nächsten Kachel verraten.© picture alliance / AP Photo / Stringer
Anonymous Germany hackt die Telegram-Gruppe von Verschwörungs-Mystiker Attila Hildmann. Sie schmeißen Follower aus der Gruppe und offenbaren, wer die Gruppe leitet. Sie nennen es "Operation Tinfoil" (Operation Alufolie).
Der 5. Globale Klimastreik von Fridays for Future fand wegen der Corona-Pandemie ebenfalls online statt. Hier legt Luisa Neubauer vor dem Reichtagsgebäude Plakate aus, die Aktivisten vorab entwerfen konnten. Etwa 10.000 Schilder hatte die Organisation vorab erhalten. Zudem gab es einen Hashtag, Livestreams und Videobeiträge von Aktivisten im Netz zu sehen.
Doch Online-Aktivismus ist viel älter: "Sie können ein Dirndl ausfüllen", sagte FDP-Politiker Rainer Brüderle 2013 zur Journalistin Laura Himmelreich. Daraufhin berichteten Frauen aus ganz Deutschland unter #aufschrei von ihren Erfahrungen mit Alltags-Sexismus. Das gesellschaftliche Bewusstsein änderte sich - angestoßen durch einen Hashtag.
Tarana Burke (Mitte) startete 2017 #metoo, über den Frauen auf sexuelle Belästigungen und Übergriffe aufmerksam machen. In der Folge wurden Männer als Sexualstraftäter entlarvt und oft aus ihren Machtpositionen vertrieben. Prominente Beispiele sind Harvey Weinstein, Louis C. K. und in Deutschland Dieter Wedel.
Die Mehrwertsteuer-Senkung für Tampons geht auf eine Online-Petition zurück. Nanna-Josephine Roloff und Yasemin Kotra starteten 2018 die Petition "Periode ist kein Luxus", ein Jahr und nach mehr als 190.000 Unterschriften sank die Steuer auf Tampons von 19 auf 7 Prozent.
Der Schriftzug "Black Lives Matter" ist in Washington auf die Straße gemalt, die zum Weißen Haus führt. Die Straße wurde in "Black Lives Matter-Platz" umbenannt. Auch diese Bewegung wird mit einem #blacklivesmatter begleitet.
Die Verhaftung des verbrecherischen Rebellenführers Joseph Kony aus Uganda war Ziel von Online-Aktivisten. Die Kampagne war sehr erfolgreich, der US Senat verabschiedete gar ein Gesetz deswegen. Aber sie zeigt auch die Schwächen des Online-Aktivismus auf, wie wir dir in der nächsten Kachel verraten.
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KW 38

Greenpeace: Wir fragen einen Aktivisten

Greenpeace steht für Umweltschutz und aufwendige Protestkationen. Und das schon seit rund 49 Jahren. Aber sind die überhaupt noch echte Aktivisten und kämpfen wirklich noch für die Sache?

  • Video
  • 03:57 Min
  • Ab 0

Slacktivismus: Kony 2012 und warum Online-Protest nicht immer ernst genommen wird

Das vielleicht bekannteste Beispiel für Slacktivismus, auch Sofa-Aktivismus genannt: "Kony 2012". Die Hilfsorganisation "Invisible Children" veröffentlichte eine Dokumentation über die Verbrechen des ugandischen Rebellenführers Joseph Kony. Das Ziel: seine Verhaftung.

Millionen Menschen sahen und teilten das Video. Heute hat das YouTube-Video mehr als 102 Millionen Clicks. Aber: Als die Doku seine Verhaftung in Uganda forderte, war Kony schon seit 6 Jahren nicht mehr in dem Land.

Das macht Konys Verbrechen nicht weniger schlimm, veranschaulicht aber die Kritik am Slacktivismus: Manche Aktivisten verbreiten Beiträge, ohne sich in die oft komplizierten Themen einzuarbeiten. Außerdem verpufft solches Engagement sehr schnell - und hat letztlich nichts verändert.

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Online-Aktivismus: Ist dieser Aufruf verantwortlich für Trumps Wahlkampf-Blamage?

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Warum Donald Trump vor einer halbleeren Arena auftrat, obwohl 1 Million Tickets angefragt waren

In den Tagen vor seinem Wahlkampf-Auftritt in Tulsa, Oklahoma, verkündete Donald Trump stolz: 1 Million Ticket-Anfragen seien eingegangen. Ganz so überwältigend war das Interesse vor Ort dann aber doch nicht:

Die Arena in Tulsa fasst 20.000 Besucher. Zu Donald Trumps Auftritt kamen deutlich weniger.
Die Arena in Tulsa fasst 20.000 Besucher. Zu Donald Trumps Auftritt kamen deutlich weniger.© picture alliance / newscom / Kyle Rivas

Der Grund: Vor allem über TikTok vernetzten sich Teenager und reservierten Tickets, die sie nie einlösen wollten. Besonders Anhänger von koreanischer Popmusik waren dabei wohl aktiv.

Nicht zum ersten Mal, dass sich die K-Pop-Szene politisch engagiert. Sie überflutete schon den Hashtag #WhiteLivesMatter mit K-Pop-Videos. Damit wurde er für rechte Aktivisten unbrauchbar, die darunter auf eine angebliche Diskriminierung der weißen Bevölkerung hinweisen wollten.

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Worauf du beim Online-Aktivismus achten musst und was ihn erfolgreich macht

👨‍⚖️ Halte dich an die Gesetze: Wie auf der Straße gelten auch im Netz Regeln und Gesetze, die du einhalten musst.

💡 Werde zum Experten: Informiere dich zuerst und greife dabei auf möglichst viele glaubwürdige Quellen zurück.

✍🏽 Veranschauliche dein Anliegen: Erkläre den Leuten mittels eines konkreten Falls, warum sie dich unterstützen sollen.

💬 Wird dein Anliegen gerade in der Gesellschaft diskutiert? Dann nehme diese Debatte als "Aufhänger" für dein Engagement.

❗ Formuliere eine klare und umsetzbare Forderung: "Nein zu Rassismus!" verstehen mehr Menschen als "Nein zu rassistischen Strukturen in den alltagsrelevanten Lebensrealitäten für Mitglieder der PoC-Community!".

😂 Trumps Blamage in Tulsa hat es gezeigt: Kreative und lustige Aktionen haben in der Regel mehr Erfolg.

✊ Geh raus aus dem Netz: Oft nehmen Bewegungen richtig Fahrt auf, wenn sie vom Netz auf die Straße gelangen. BlackLivesMatter macht das vor.

Links für dein politisches Engagement

Engagement ja, aber wo?

Der Help-O-Mat gibt dir nach einigen Fragen einen Tipp, welche Hilfsorganisation zu dir passt.

✊🏾 Black Lives Matter: Organisationen gegen Rassismus

Eine Liste von Organisationen, die sich gegen Rassismus einsetzen und die du mit Spenden unterstützen kannst, findest du hier.

🌎 Umwelt- und Naturschutz: diese Organisationen gibt es

Das Umweltbundesamt hat alle anerkannten Umwelt- und Naturschutzorganisationen hier zusammengeschrieben.

Für Unterschriften-Sammler

Petitionen kannst du unter anderem hier starten oder direkt an den Bundestag richten.

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