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Die Weltbank hilft in Krisenzeiten mit Milliarden - aber wer steckt eigentlich dahinter?

  • Veröffentlicht: 09.06.2022
  • 19:00 Uhr
  • Galileo

Mit Milliarden unterstützt die Weltbank Staaten in schwierigen Zeiten - wie zum Beispiel die Ukraine im Krieg gegen Russland. Aber wer oder was verbirgt sich hinter der Institution? Wir erklären es dir auf dieser Seite.

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Das Wichtigste zum Thema Weltbank

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Aufgaben und Ziele der Weltbank

Bei ihrer Gründung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand zunächst der Wiederaufbau Europas im Zentrum. Seit den 1960er-Jahren ist es die Hauptaufgabe der Weltbank, gegen die Armut in der Welt zu kämpfen.

Bis zum Jahr 2030 will die Weltbankgruppe den Prozentsatz extrem armer Menschen, wie etwa dieser Dorfbewohner in Madagaskar, die von weniger als 1,90 US-Dollar am Tag leben, auf höchstens drei Prozent senken.
Bis zum Jahr 2030 will die Weltbankgruppe den Prozentsatz extrem armer Menschen, wie etwa dieser Dorfbewohner in Madagaskar, die von weniger als 1,90 US-Dollar am Tag leben, auf höchstens drei Prozent senken.© picture alliance/imageBROKER

Zum wirtschaftlichen Aufbau in Entwicklungs- und Schwellenländern trägt die Weltbank durch marktgerechte oder teilweise zinslose Kredite und Zuschüsse sowie fachliche Unterstützung bei. Am Anfang floss das meiste Geld in Infrastruktur-Projekte. Inzwischen haben auch Themen wie Gesundheit und Ernährung einen hohen Stellenwert.

Im Geschäftsjahr 2021 etwa betrug das Engagement der Weltbank umgerechnet rund 146 Milliarden Euro - hauptsächlich, um die gesundheitlichen, finanziellen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Zum Vergleich: Ungefähr so viel Geld ist in Deutschlands Haushaltsplan 2023 für die Ausgaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales vorgesehen.

Ein Teil der Finanzierung der Weltbank floss auch in die globale Entwicklungshilfe. Damit ist die Weltbank ein unverzichtbarer Geldgeber im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit.

Der Aufbau der UNO-Sonderorganisation

🏢 Der Hauptsitz der Weltbank liegt in Washington D. C. (USA). Weltweit beschäftigt sie mehr als 10.000 Mitarbeiter:innen in über 120 Länderbüros. Gegründet wurde die IBRD am 27. Dezember 1945, die IDA am 24. September 1960.

🤝 Der Zusammenschluss der Weltbank ist keine traditionelle Bank, sondern eine Genossenschaft aus 189 Mitgliedsstaaten. Die fünf größten Anteilseigner sind die G7-Staaten USA, Japan, Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich.

📊 Weil sich das Stimmrecht auch nach dem Anteilseigentum richtet, haben diese Länder dementsprechend viel zu sagen. Die USA etwa verfügt in der IBRD über einen Stimmrechtsanteil von 15,82 Prozent, während Deutschland 4,3 Prozent Stimmenanteile hat (Stand Juni 2022).

💵 Vertreten sind die Mitglieder durch einen Gouverneursrat. Er setzt sich in der Regel aus den jeweiligen Entwicklungs- oder Finanzminister:innen zusammen. Dieser Rat trifft die finalen Entscheidungen.

🌍 Die Gouverneure verteilen bestimmte Aufgaben an den Verwaltungsrat aus 25 Exekutivdirektor:innen. Die fünf größten Anteilseigner ernennen ihre jeweiligen Vertreter:innen. Die anderen Mitgliedsländer sind durch gewählte Exekutivdirektor:innen vertreten, die mehrere Länder repräsentieren.

👨‍💼 An der Spitze steht der/die Präsident:in der Weltbankgruppe. Diese:r wird für eine fünfjährige Amtszeit gewählt und ist für die Gesamtleitung verantwortlich. Den derzeitigen Amtsinhaber und seine unmittelbaren Vorgänger:innen siehst du in der folgenden Bildergalerie.

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Der derzeitige Weltbank-Präsident und seine Vorgänger

David Malpass wurde im April 2019 auf Vorschlag von US-Präsident Donald Trump zum amtierenden Präsidenten der Weltbank gewählt. Er galt zuvor eher als Kritiker der Weltbank. Die Person für dieses Amt nominieren traditionell die USA als größter Anteilseigner. Sicherlich auch deshalb hatten bislang fast ausschließlich US-Amerikaner:innen das Amt inne. 2024 stehen die nächsten Wahlen an.
David Malpass wurde im April 2019 auf Vorschlag von US-Präsident Donald Trump zum amtierenden Präsidenten der Weltbank gewählt. Er galt zuvor eher als Kritiker der Weltbank. Die Person für dieses Amt nominieren traditionell die USA als größter Anteilseigner. Sicherlich auch deshalb hatten bislang fast ausschließlich US-Amerikaner:innen das Amt inne. 2024 stehen die nächsten Wahlen an.© picture alliance/NurPhoto
Kristalina Georgiewa (2019, kommissarisch) leitete die Weltbank bloß übergangsweise für wenige Monate. Die vorherige Weltbank-Geschäftsführerin vertrat ihren Vorgänger, der in die Privatwirtschaft wechselte.
Kristalina Georgiewa (2019, kommissarisch) leitete die Weltbank bloß übergangsweise für wenige Monate. Die vorherige Weltbank-Geschäftsführerin vertrat ihren Vorgänger, der in die Privatwirtschaft wechselte.© picture alliance/NurPhoto
Die Amtszeit von Jim Yong Kim (2012 bis 2019) endete im Februar 2019 freiwillig vorzeitig, obwohl er sogar zweimal hintereinander gewählt wurde. Dabei traten gegen ihn - den Auserwählten des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama - zum ersten Mal in der Geschichte der Weltbank auch Gegenkandidat:innen aus der Gruppe der Schwellenländer an.
Die Amtszeit von Jim Yong Kim (2012 bis 2019) endete im Februar 2019 freiwillig vorzeitig, obwohl er sogar zweimal hintereinander gewählt wurde. Dabei traten gegen ihn - den Auserwählten des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama - zum ersten Mal in der Geschichte der Weltbank auch Gegenkandidat:innen aus der Gruppe der Schwellenländer an.© picture alliance/dpa
Robert Zoellick (2007 bis 2012) war planmäßig von Anfang Juli 2007 bis Ende Juni 2012 im Amt. Er wurde einstimmig auf Vorschlag des damaligen US-Präsidenten George W. Bush gewählt. Die Amtszeit von dessen eigentlichen Wunschkandidaten, Zoellicks Vorgänger Paul Wolfowitz, fand ein unrühmliches Ende.
Robert Zoellick (2007 bis 2012) war planmäßig von Anfang Juli 2007 bis Ende Juni 2012 im Amt. Er wurde einstimmig auf Vorschlag des damaligen US-Präsidenten George W. Bush gewählt. Die Amtszeit von dessen eigentlichen Wunschkandidaten, Zoellicks Vorgänger Paul Wolfowitz, fand ein unrühmliches Ende.© picture alliance/Photoshot
Paul Wolfowitz (2005 bis 2007) war kürzer als geplant Präsident der Weltbankgruppe. Er wurde heftig kritisiert - unter anderem, weil er seiner Lebensgefährtin eine Beförderung verschaffte. Er trat daraufhin zurück.
Paul Wolfowitz (2005 bis 2007) war kürzer als geplant Präsident der Weltbankgruppe. Er wurde heftig kritisiert - unter anderem, weil er seiner Lebensgefährtin eine Beförderung verschaffte. Er trat daraufhin zurück.© picture alliance/dpa
David Malpass wurde im April 2019 auf Vorschlag von US-Präsident Donald Trump zum amtierenden Präsidenten der Weltbank gewählt. Er galt zuvor eher als Kritiker der Weltbank. Die Person für dieses Amt nominieren traditionell die USA als größter Anteilseigner. Sicherlich auch deshalb hatten bislang fast ausschließlich US-Amerikaner:innen das Amt inne. 2024 stehen die nächsten Wahlen an.
Kristalina Georgiewa (2019, kommissarisch) leitete die Weltbank bloß übergangsweise für wenige Monate. Die vorherige Weltbank-Geschäftsführerin vertrat ihren Vorgänger, der in die Privatwirtschaft wechselte.
Die Amtszeit von Jim Yong Kim (2012 bis 2019) endete im Februar 2019 freiwillig vorzeitig, obwohl er sogar zweimal hintereinander gewählt wurde. Dabei traten gegen ihn - den Auserwählten des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama - zum ersten Mal in der Geschichte der Weltbank auch Gegenkandidat:innen aus der Gruppe der Schwellenländer an.
Robert Zoellick (2007 bis 2012) war planmäßig von Anfang Juli 2007 bis Ende Juni 2012 im Amt. Er wurde einstimmig auf Vorschlag des damaligen US-Präsidenten George W. Bush gewählt. Die Amtszeit von dessen eigentlichen Wunschkandidaten, Zoellicks Vorgänger Paul Wolfowitz, fand ein unrühmliches Ende.
Paul Wolfowitz (2005 bis 2007) war kürzer als geplant Präsident der Weltbankgruppe. Er wurde heftig kritisiert - unter anderem, weil er seiner Lebensgefährtin eine Beförderung verschaffte. Er trat daraufhin zurück.

Kritik am Modell der Weltbank

Obwohl die Weltbank und die Weltbankgruppe als weltweit wichtigste Einrichtung staatlicher Entwicklungshilfe gelten, gibt es auch kritische Stimmen ihr gegenüber. Hauptargument: die Struktur.

Weil die Stimmen der anteilsstärksten Staaten gewichtiger sind als die der Schwellenländer, werden die Interessen der 189 Mitglieder von wenigen Ländern dominiert. Kritiker:innen zweifeln deshalb, ob die Weltbank tatsächlich immer im Sinne der Schwellen- und Entwicklungsländer handelt. Anstatt zur Förderung der einheimischen Landwirtschaft sehen Skeptiker:innen manche Projekte und Programme zum Beispiel eher als Markt- und Rohstoff-Erschließung für die reicheren Industrieländer.

Ärmere Länder fühlen sich bei den Entscheidungen der Weltbank zum Teil übergangen. Deshalb protestieren einige Menschen wie diese philippinischen Demonstrant:innen im Jahr 2005.
Ärmere Länder fühlen sich bei den Entscheidungen der Weltbank zum Teil übergangen. Deshalb protestieren einige Menschen wie diese philippinischen Demonstrant:innen im Jahr 2005.© picture alliance/dpa/dpaweb

In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten formierten sich darum Alternativen zur Weltbank. Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gründeten 2014 etwa die New Development Bank (NDB). In Afrika schließen sich bereits seit den 1960er-Jahren zahlreiche Länder zur African Development Bank Group (AfDB) zusammen. Vor allem im asiatischen Raum gründete sich im Jahr 2015 die Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB).

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