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Der Fall Assange: Wann darf eine Person ausgeliefert werden?

  • Veröffentlicht: 17.06.2022
  • 14:46 Uhr
  • Galileo

Julian Assange könnte nun doch an die USA ausgeliefert werden, wo ihm bis zu 175 Jahre Gefängnis drohen. Der Grund: Die britische Regierung hat der Auslieferung von Assange nach Jahren nun zugestimmt. Wie funktioniert eigentlich die Auslieferung einer gesuchten Person? Und wo liegen die Grenzen?

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Warum Assange nun doch ausgeliefert werden könnte

  • Die USA wollen WikiLeaks-Gründer Julian Assange unter anderem wegen Veröffentlichung von geheimem Material über US-Militäreinsätze anklagen. Ihm drohen 175 Jahre Haft.

  • Assange befindet sich im Moment in einem britischen Gefängnis - die USA hatten ein Auslieferungsgesuch an Großbritannien gestellt.

  • Bislang hatte die britische Regierung eine Auslieferung abgelehnt. Begründet wird das Urteil mit dem schlechten Gesundheitszustand Assanges und der Gefahr, dass er sich in US-Haft das Leben nehmen könnte.

  • Bereits im April 2022 hatte ein britisches Gericht entschieden, dass der WikiLeaks-Gründer ausgeliefert werden könne. Die britische Regierung musste aber noch zustimmen.

  • Dies ist nun geschehen. Die britische Innenministerin Priti Patel unterzeichnete eine entsprechende Anweisung zur Auslieferung.

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So funktionieren Abschiebungen

🚔 Wird eine Person von einem Staat wegen Straftaten gesucht, dann wird zunächst ein nationaler Haftbefehl ausgestellt - basierend auf den Gesetzen dieses Staats.

📡 Anschließend wird der Haftbefehl an Interpol weitergegeben - und so zum internationalen Haftbefehl. Die internationale Organisation stellt diesen Haftbefehl ihren Mitgliedsstaaten zu.

👮‍♀️ Greift die Polizei eines anderen Staats dann die gesuchte Person auf, wird sie aufgrund des internationalen Haftbefehls festgenommen.

⚖ Danach wird geprüft, ob die Tat auch dort eine Straftat ist, wo die Person aufgegriffen wurde. Gesetze unterscheiden sich schließlich von Staat zu Staat.

☎️ Der Staat, der den internationalen Haftbefehl hat ausstellen lassen, stellt schließlich ein Auslieferungs-Ersuchen.

⚖️ Erst wenn das Auslieferungs-Ersuchen durch den Staat bewilligt wurde, in dem die gesuchte Person festgenommen wurde, kann die Auslieferung vollzogen werden.

Wann eine Auslieferung möglich ist - und wann nicht

  • Für eine Auslieferung gelten allerdings diverse Einschränkungen.

  • Zunächst muss ein Auslieferungsvertrag existieren - zwischen dem Staat, der das Auslieferungs-Ersuchen stellt, und dem Land, das die gesuchte Person festgenommen hat. Das ist beispielsweise innerhalb der EU der Fall.

  • Deutschland liefert keine Personen an Länder aus, in denen ihnen die Todesstrafe droht.

  • Auch aufgrund von Straftaten aus politischen Gründen wird niemand ausgeliefert.

  • Ebenfalls ein Grund für die Ablehnung eines Auslieferungs-Antrags: Der Staat, in dem die Person gesucht wird, gilt als anti-demokratisch und verfügt nur über eine wenig ausgeprägte Rechtsstaatlichkeit.

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Bekannte Auslieferungsfälle

Nach dem Unabhängigkeitsreferendum Kataloniens erhob die spanische Regierung im Oktober 2017 Anklage gegen den katalanischen Regierungs-Chef Carles Puigdemont. Der flüchtete zuerst nach Belgien, später nach Deutschland. Hier wurde er im Frühjahr 2018 aufgrund eines europäischen Haftbefehls festgenommen. Ein Gericht entschied: Puigdemont darf ausgeliefert werden, aber nur wegen des Vorwurfs der „Veruntreuung öffentlicher Gelde
Nach dem Unabhängigkeitsreferendum Kataloniens erhob die spanische Regierung im Oktober 2017 Anklage gegen den katalanischen Regierungs-Chef Carles Puigdemont. Der flüchtete zuerst nach Belgien, später nach Deutschland. Hier wurde er im Frühjahr 2018 aufgrund eines europäischen Haftbefehls festgenommen. Ein Gericht entschied: Puigdemont darf ausgeliefert werden, aber nur wegen des Vorwurfs der „Veruntreuung öffentlicher Gelde© imago images/Belga
Kim Dotcom, ein extrovertierter Internetunternehmer mit Wohnsitz in Neuseeland, steht seit 2012 im Visier der US-Behörden. Sie werfen dem Gründer der Download-Plattform Megaupload Urheberrechtsverletzungen und Geldwäsche sowie die Bildung einer kriminellen Vereinigung vor. Im November 2020 bestätigte ein neuseeländisches Gericht das Auslieferungsersuchen der USA - allerdings kann Dotcom aufgrund von Verfahrensfehlern noch Ein
Kim Dotcom, ein extrovertierter Internetunternehmer mit Wohnsitz in Neuseeland, steht seit 2012 im Visier der US-Behörden. Sie werfen dem Gründer der Download-Plattform Megaupload Urheberrechtsverletzungen und Geldwäsche sowie die Bildung einer kriminellen Vereinigung vor. Im November 2020 bestätigte ein neuseeländisches Gericht das Auslieferungsersuchen der USA - allerdings kann Dotcom aufgrund von Verfahrensfehlern noch Ein© picture alliance/AP Photo/skajiyama
Nachdem der Drogenboss El Chapo bereits zweimal aus einem mexikanischen Gefängnis entkommen war, wurde er nach seiner dritten Verhaftung im Januar 2017 von Mexiko an die USA ausgeliefert. Dort verurteilte ihn ein New Yorker Gericht im Juli 2019 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.
Nachdem der Drogenboss El Chapo bereits zweimal aus einem mexikanischen Gefängnis entkommen war, wurde er nach seiner dritten Verhaftung im Januar 2017 von Mexiko an die USA ausgeliefert. Dort verurteilte ihn ein New Yorker Gericht im Juli 2019 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.© imago images/ZUMA Wire
Whistleblower Edward Snowden hielt sich 2013 auf der Flucht vor den US-Behörden in Hongkong auf, als die USA seine Auslieferung beantragten. Doch Snowden konnte weiter nach Russland fliehen und bekam dort Asyl. Russland hat zudem angekündigt, Snowden nicht an die USA auszuliefern.
Whistleblower Edward Snowden hielt sich 2013 auf der Flucht vor den US-Behörden in Hongkong auf, als die USA seine Auslieferung beantragten. Doch Snowden konnte weiter nach Russland fliehen und bekam dort Asyl. Russland hat zudem angekündigt, Snowden nicht an die USA auszuliefern.© imago images/Eibner Europa
Filmregisseur Roman Polanski setzte sich 1977 aus den USA ab, wo er wegen der Vergewaltigung einer Minderjährigen angeklagt worden war. 2009 wurde Polanski in Zürich auf Betreiben der USA festgenommen. Die Schweizer Behörden lehnten eine Auslieferung 2010 wegen inhaltlichen Mängeln im Auslieferungsantrag ab. 2015 beantragten die US-Behörden eine erneute Auslieferung - inzwischen lebte Polanski in Polen. Doch auch die polnisch
Filmregisseur Roman Polanski setzte sich 1977 aus den USA ab, wo er wegen der Vergewaltigung einer Minderjährigen angeklagt worden war. 2009 wurde Polanski in Zürich auf Betreiben der USA festgenommen. Die Schweizer Behörden lehnten eine Auslieferung 2010 wegen inhaltlichen Mängeln im Auslieferungsantrag ab. 2015 beantragten die US-Behörden eine erneute Auslieferung - inzwischen lebte Polanski in Polen. Doch auch die polnisch© imago images /Eastnews
Waffenhändler Viktor But, Vorbild für die von Nicolas Cage gespielte Hauptfigur im Film „Lord of War“, wurde 2012 in den USA unter anderem wegen Verschwörung zum Mord und Waffenhandel zu 25 Jahren Haft verurteilt. Der Russe war in Thailand verhaftet worden. Mehrere Jahre lang versuchten die russischen Behörden, But nach Russland zurückzuholen, und sprachen von politischen Motiven der USA.
Waffenhändler Viktor But, Vorbild für die von Nicolas Cage gespielte Hauptfigur im Film „Lord of War“, wurde 2012 in den USA unter anderem wegen Verschwörung zum Mord und Waffenhandel zu 25 Jahren Haft verurteilt. Der Russe war in Thailand verhaftet worden. Mehrere Jahre lang versuchten die russischen Behörden, But nach Russland zurückzuholen, und sprachen von politischen Motiven der USA.© picture alliance/dpa/Str
Nach dem Unabhängigkeitsreferendum Kataloniens erhob die spanische Regierung im Oktober 2017 Anklage gegen den katalanischen Regierungs-Chef Carles Puigdemont. Der flüchtete zuerst nach Belgien, später nach Deutschland. Hier wurde er im Frühjahr 2018 aufgrund eines europäischen Haftbefehls festgenommen. Ein Gericht entschied: Puigdemont darf ausgeliefert werden, aber nur wegen des Vorwurfs der „Veruntreuung öffentlicher Gelde
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Nachdem der Drogenboss El Chapo bereits zweimal aus einem mexikanischen Gefängnis entkommen war, wurde er nach seiner dritten Verhaftung im Januar 2017 von Mexiko an die USA ausgeliefert. Dort verurteilte ihn ein New Yorker Gericht im Juli 2019 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.
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