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Cannabis in Deutschland: Als Medizin legal, an der Börse hoch gehandelt

  • Veröffentlicht: 01.09.2022
  • 20:30 Uhr
  • Christian Aichner

Cannabis gibt es in Deutschland seit 2017 auf Rezept. Dadurch soll sich die Lebensqualität vieler schwer kranker Patient:innen verbessern. Hilft das überhaupt? Und wer sollte lieber nicht kiffen? Im Clip haben wir das einen Cannabis-Konsumenten gefragt.

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Das Wichtigste zum Thema Medizinisches Cannabis

  • Seit 2017 gibt's Cannabis in Deutschland auf Rezept. Menschen mit einer schweren Krankheit können bei ihrer Krankenkasse einen Antrag auf eine solche Therapie stellen.

  • Die Bilanz nach fünf Jahren Rausch auf Rezept: Die Behandlung mit Cannabis verbesserte laut einer Untersuchung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Lebensqualität vieler Patient:innen deutlich.

  • Weltweit ist medizinisches Cannabis in über 25 Ländern und großen Teilen der USA legal. Komplett legal sind Marihuana und Co. unter anderem in Uruguay, Kanada und einigen amerikanischen Bundesstaaten. Deutschland soll nach den Plänen der Ampel-Regierung bald folgen. Erfahre mehr über die geplante Cannabis-Legalisierung in Deutschland. In Spanien und den Niederlanden wird der Konsum wiederum in privaten Clubs oder Coffeshops geduldet.

  • Weltweit entstanden in den letzten Jahren Cannabis-Unternehmen, die an der Börse Milliarden einsammelten. Seit einigen Jahren nimmt auch in Deutschland das Geschäft mit Cannabis-Aktien weiter Fahrt auf.

  • In Deutschland sprießen Hanf-Produkte nur so aus dem Boden. Kosmetik, Kapseln, Gummibärchen und vieles mehr gibt es mittlerweile im Angebot. Auch CBD-Öl und Co. liegen im Trend.

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Cannabis in Deutschland

"Legalize it!" Davon ist Deutschland noch weit entfernt, denn die Droge ist bei uns nach wie vor illegal. Doch seit 2017 können Patienten Cannabis bei deutschen Krankenkassen beantragen.

  • Video
  • 02:30 Min
  • Ab 0

Wie ist der Rausch auf Rezept aktuell geregelt?

Cannabis hat in der Medizin eine lange Tradition. Jahrhunderte alte Schriften belegen, dass die Cannabis-Pflanze in der indischen Heilkunde und im chinesischen Kaiserreich schon lange als wirksames Heilmittel für Krankheiten wie Gicht oder Rheuma galt.

In Deutschland war Cannabis lange Zeit nur durch einzelne Ausnahme-Regelungen bei Multipler Sklerose und Spastiken erhältlich. Erst am 10. März 2017 trat in Deutschland das Gesetz "Cannabis als Medizin" in Kraft. In Ausnahmefällen dürfen Mediziner:innen seitdem Cannabis in reiner Blütenform oder in Form von Kapseln, Tropfen, Öl oder Mundspray verschreiben.

Häufig eingesetzt wird Cannabis bei chronischen Schmerz-Patient:innen. Auch bei Krebs, Aids oder dem Tourette-Syndrom können Mediziner:innen entsprechende Therapien verschreiben.

Einige Expert:innen sehen in der Stigmatisierung von Cannabis als reines Genussmittel allerdings auch nach fünf Jahren immer noch große Probleme. Auch der hohe, bürokratische Aufwand wird im "Alternativen Drogen- und Suchtbericht 2021"  der Deutschen Aids-Hilfe als große Hürde beschrieben. Viele Mediziner:innen schrecken deshalb noch vor Verschreibungen zurück.

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Positive Bilanz nach fünf Jahren Cannabis-Therapie

📝 Gleichzeitig mit dem Gesetz zur Freigabe von medizinischem Cannabis wurde das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 2017 mit einer Begleit-Erhebung der Daten beauftragt.

🩺 Über anonymisierte Behandlungs-Daten sollte das Institut unter anderem erforschen, welche Krankheitsbilder am häufigsten mit Cannabis therapiert werden und wie sich die Behandlung auf das Wohlbefinden der Menschen auswirkt.

😷 Auch mögliche Nebenwirkungen sollten durch die Erhebung erfasst werden.

👍 In ihrem Abschlussbericht legte das BfArM im Juli 2022 das Ergebnis von ca. 21.000 Behandlungen vor. Die wichtigste Erkenntnis: In etwa 70 Prozent der Fälle konnten die Patient:innen moderate oder deutliche Verbesserungen ihrer Lebensqualität feststellen.

💊 Im Bericht führte das Team auf, ob die Personen pure Cannabis-Blüten beispielsweise durch Verdampfen konsumiert haben oder Arzneimittel auf Cannabis-Basis zu sich nahmen. In allen Präparaten ist der Wirkstoff THC enthalten - allerdings in unterschiedlichen Dosierungen.

🚬 Dass besonders häufig junge, männliche Patienten zum direkten Konsum der Cannabis-Blüten mit hohem THC-Anteil greifen, "wirft die Frage nach Abgrenzung zwischen tatsächlich therapeutischen Effekten und erlebter Steigerung des Wohlbefindens bei hoher Abhängigkeits-Gefahr auf", betonte das Institut in der abschließenden Bewertung noch einmal gesondert.

THC, CBD - und noch viel mehr: Wie wirkt Cannabis? (nicht vollständige Auflistung der Inhaltsstoffe)

So wirken die einzelnen Stoffe der Cannabis-Pflanze auf unseren Körper.
So wirken die einzelnen Stoffe der Cannabis-Pflanze auf unseren Körper.© Galileo
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Risiken und Nebenwirkungen von Cannabis

Immer wieder gibt es auch kritische Stimmen zum Cannabis-Konsum. Denn die Droge kann schwerwiegende Probleme verursachen. Es kommt darauf an, wer, wie oft und in welchen Situationen konsumiert. Jugendliche und Menschen mit gesundheitlichen Vorbelastungen sind höheren Risiken ausgesetzt.

Zudem ist Cannabis in der Medizin auch nicht für jedes Krankheitsbild geeignet und kann durchaus zu Nebenwirkungen führen. Zu hoch dosiert kann beispielsweise Cannabis-Spray das Kurzzeit-Gedächtnis einschränken. Für Patient:innen mit Herz-Rhythmus-Störungen sind Cannabis-Medikamente gänzlich ungeeignet.

Auch die Studienlage zur Wirkung von Cannabis-Präparaten bei Depression oder anderen psychischen Erkrankungen ist noch nicht sehr ausgereift.

Die Börse im Rausch: Was hat es mit Cannabis-Aktien auf sich?

🤑 2018 legalisierte Kanada den Anbau, Verkauf und Konsum von Cannabis und hat damit einen Run auf Cannabis-Aktien ausgelöst. In Europa erlauben mittlerweile über zwei Dutzend Staaten medizinisches Cannabis. Expert:innen erwarten, dass der europäische Marihuana-Markt bald milliardenschwer sein wird.

📈 Um schnell an Kapital zu kommen, drängen viele junge Hanf-Unternehmen an die Börse. Mittlerweile ist auch die Fonds-Industrie aufgesprungen. In zwei Index-Fonds (ETF) können Anleger:innen in Deutschland in verschiedene Cannabis-Aktien investieren.

💊 Es gibt verschiedene Arten von Cannabis-Unternehmen, in die investiert werden kann: Unternehmen, die Marihuana anbauen, Unternehmen, die verschreibungspflichtige Medikamente auf Grundlage von Inhaltsstoffen von Cannabis entwickeln und Anbieter von Nebenprodukten und Dienstleistungen.

📉 Nichts für schwache Nerven: Cannabis-Aktien gelten als sehr risikoreich, aber auch renditestark. Weil es sich um eine junge Branche handelt, ist unsicher, ob sich die Hoffnungen auf eine langfristige Expansion erfüllen und die Unternehmen es schaffen, in die hohen Bewertungen hineinzuwachsen.

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Ampel gibt grünes Licht für Cannabis - auch ohne Rezept

Die generelle Legalisierung von Cannabis war lange Zeit ein Streitthema im deutschen Bundestag. Mit der Ampel-Koalition gab es erstmals eine Einigung in der Joint-Debatte. Im Koalitionsvertrag hat sich die Regierung auf die "Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genuss-Zwecken in lizenzierten Geschäften" geeinigt. Mehr dazu liest du auf unserer Themenseite zur Cannabis-Legalisierung in Deutschland.

Im ARD-Sommerinterview bestätigte Bundeskanzler Olaf Scholz noch einmal die Pläne - allerdings ohne einen konkreten Zeitplan festzulegen.

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