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Fleischsteuer: Warum fordern Fachleute sie und wie teuer wäre sie?

  • Veröffentlicht: 20.01.2022
  • 19:45 Uhr
  • Galileo

Für mehr Tierwohl, Umweltschutz und Gesundheit fordern Expert:innen seit einigen Jahren eine Fleischsteuer. Ideen dafür gibt's viele, noch aber keine Umsetzung. Welche Kosten kämen auf Verbraucher:innen zu?

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Das Wichtigste zur Fleischsteuer

  • Obwohl der Fleischverzehr in Deutschland langsam rückläufig ist, liegt er dennoch weit über den empfohlenen Mengen. Das ist schlecht für die Gesundheit und die Umwelt.

  • Um die Essgewohnheiten hin zu weniger Fleischkonsum zu steuern, schlagen verschiedene Interessengruppen und Politiker:innen eine "Fleischsteuer" für tierische Produkte vor.

  • Für eine Umsetzung gibt es jedoch noch keine Einigkeit. Mittel- bis langfristig hilft allein eine Fleischsteuer ohnehin nicht, sondern die Gesellschaft muss ihr Essverhalten verändern.

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Wir essen zu viel Fleisch

Laut dem "Fleischatlas 2021" steigen die weltweite Herstellung und der Konsum von tierischen Produkten weiter an. Dabei gilt die Faustregel: Mit vermehrtem Wohlstand eines Landes nimmt auch der Fleischverzehr zu.

Menschen in Deutschland haben laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Jahr 2020 pro Person durchschnittlich 57,3 Kilogramm Fleisch gegessen. Im Gegensatz zu 1995 sind das 5 Kilogramm pro Kopf weniger. Im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt essen Deutsche jedoch rund 15 Kilogramm mehr.

Somit sinkt der Fleischverzehr hierzulande zwar nach und nach. Noch immer essen wir aber zu viel Fleisch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt aufs Jahr gerechnet den Verzehr von lediglich 15 bis 30 Kilogramm Fleisch pro Person. Das entspricht 300 bis 600 Gramm pro Woche.

So viel konsumierst du im Jahr

Konsum an Lebensmitteln pro Jahr und pro Kopf in Deutschland.
Konsum an Lebensmitteln pro Jahr und pro Kopf in Deutschland.© Galileo
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Warum wir weniger Fleisch essen sollten

🤸 Für bessere Gesundheit: Mit einem hohen Fleischkonsum geht auch ein erhöhtes Risiko für Schlaganfälle und Herzerkrankungen einher. Nicht zuletzt mit Blick auf die eigene Gesundheit sollte "weniger Fleisch essen" mehr als ein gut gemeinter Neujahrsvorsatz sein.

🐮 Für höheres Tierwohl: Im Supermarkt angebotenes Fleisch unterscheidet sich mit Blick auf die Haltung der Tiere. Das Problem: Fast 9 von 10 Produkten (87 Prozent) kommen laut einer Auswertung der Verbraucherzentrale aus Haltungen mit niedrigen Standards für das Tierwohl.

🌱 Für mehr Klima- und Umweltschutz: Wie unter anderem das Umweltbundesamt berechnete, ist der ökologische Einfluss von tierischen Produkten um ein Vielfaches höher als beispielsweise von Obst und Gemüse. Um die schädlichen Effekte zu vermindern, muss weniger Fleisch produziert und gegessen werden.

Galileo vom 2020-10-02

Alles Veggie: Wie gut sind Fleischersatz-Produkte?

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  • 11:06 Min
  • Ab 12
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Wie eine "Fleischsteuer" für weniger Fleischkonsum aussehen könnte

Vor diesem Hintergrund diskutiert die Politik schon länger, wie der Fleischverzehr weiter gesenkt werden kann. Als eine verheißungsvolle Maßnahme gilt dabei - ähnlich zur CO2-Abgabe - eine Fleischsteuer.

Dabei geht es jedoch nicht nur um eine zusätzliche Steuer auf Fleisch, sondern um eine Veränderung der Abgaben für tierische Produkte insgesamt. Dazu zählen auch beispielsweise Milch und Eier. Konkret stehen vor allem 2 Arten einer sogenannten Fleischsteuer zur Debatte.

Erhöhung der Mehrwertsteuer

Zum einen könnte sich die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent erhöhen. Noch liegt diese bei tierischen Produkten, die wie Nudeln und Brot als Grundnahrungsmittel gelten, bei 7 Prozent.

Dadurch würden dem Staat Mehreinnahmen von schätzungsweise über 5 Milliarden Euro jährlich winken. Diese Steuereinnahmen wären jedoch nicht zweckgebunden, könnten also statt in den Tierschutz auch beispielsweise in den Straßenbau fließen.

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Einführung einer Verbrauchssteuer

Eine andere Möglichkeit wäre eine Verbrauchssteuer. Der Unterschied: Unabhängig vom Grundpreis würde für eine festgelegte Menge eine feste Abgabe anfallen, zum Beispiel 40 Cent pro Kilogramm Fleisch. Das eingenommene Geld wäre der Verbesserung der Tierhaltung vorbehalten.

Solch eine gezielte Verbrauchssteuer gibt es bislang in Deutschland aber nicht. Bis zu ihrer Umsetzung wäre es daher ein langer politischer und bürokratischer Weg, wie auch eine Machbarkeitsstudie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ergeben hat.

Abgabe für tierische Produkte: Nicht nur Fleisch wäre betroffen

Neben Fleisch ...
Neben Fleisch ...© Getty Images
... würden sich auch andere tierische Produkte verteuern - wie beispielsweise Eier.
... würden sich auch andere tierische Produkte verteuern - wie beispielsweise Eier.© Getty Images
Aber auch die Preise für Milch und Milchpulver würden steigen.
Aber auch die Preise für Milch und Milchpulver würden steigen.© Getty Images
Für Käse und Butter müssten die Verbraucher:innen in Zukunft ebenfalls tiefer in die Tasche greifen.
Für Käse und Butter müssten die Verbraucher:innen in Zukunft ebenfalls tiefer in die Tasche greifen.© Getty Images
Selbst Honig wäre betroffen - als von Tieren produziertes Produkt.
Selbst Honig wäre betroffen - als von Tieren produziertes Produkt.© Getty Images
Neben Fleisch ...
... würden sich auch andere tierische Produkte verteuern - wie beispielsweise Eier.
Aber auch die Preise für Milch und Milchpulver würden steigen.
Für Käse und Butter müssten die Verbraucher:innen in Zukunft ebenfalls tiefer in die Tasche greifen.
Selbst Honig wäre betroffen - als von Tieren produziertes Produkt.

Würde eine Fleischsteuer zu teuer?

💰 Für mehr Klimaschutz, bessere Tierhaltung und gesündere Ernährung müssten im Endeffekt die Verbraucher:innen die Fleischsteuer in Supermärkten und Restaurants bezahlen.

🤷 Je nach Haushaltseinkommen fiele die Zusatzabgabe unterschiedlich schwer ins Gewicht: Während reichere Menschen die zusätzlichen Kosten wohl kaum bemerken würden, hätten Ärmere an der Verteuerung wortwörtlich zu knabbern.

🤝 Damit eine erhöhte Abgabe für tierische Produkte auch sozial gerecht wäre, müsste die hinzukommende finanzielle Belastung auch mit einer Entlastung an anderer Stelle einhergehen.

🥛 Zum Beispiel könnte im Gegenzug die Mehrwertsteuer für pflanzliche Alternativen wie Soja- oder Hafermilch gesenkt werden. Bisher beträgt diese bei solchen verarbeiteten Lebensmitteln 19 Prozent. Sie könnte künftig auf 7 Prozent reduziert werden oder womöglich ganz entfallen.

Allgemeine Veränderung der Essgewohnheiten sind notwendig

Wie schwer eine Fleischsteuer auf tierische Produkte wiegen würde, hängt von den Essgewohnheiten im Einzelfall ab. Mit einer nachhaltigen Ernährung, die wenig Fleischverzehr beinhaltet, entstünden kaum finanzielle Mehrbelastungen.

Kritiker:innen sehen in einer Fleischsteuer allerdings nicht den richtigen Weg zu einer bewussteren Ernährung. Sie fordern stattdessen Bildungs- und Aufklärungskampagnen.

Welche Maßnahmen die neue Bundesregierung um den neuen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) wählen wird, bleibt abzuwarten. Eine mögliche Fleischsteuer ist ein Punkt auf der Ampel-Agenda neben etwa besseren Arbeitsbedingungen in der Pflege und der Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro.

Hier erfährst du noch mehr zur Fleischsteuer

Fleischatlas 2021

BMEL-Machbarkeitsstudie

Webseite der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Webseite des Umweltbundesamts

PETA-Webseite

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