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Hätte Corona verhindert werden können? Die Erfahrung aus früheren Pandemien

  • Veröffentlicht: 16.02.2022
  • 07:45 Uhr
  • Galileo

Corona war nicht der Anfang. Schon in den vergangenen Jahrhunderten verbreiteten sich immer wieder verheerende Pandemien über die Welt. Wodurch sie ausgelöst wurden - und wie man sie besiegte.

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Das Wichtigste zum Thema Verheerende Pandemien

  • Seit dem 11. März 2020 spricht die Weltgesundheitsorganisation WHO von einer Corona-Virus-Pandemie.

  • Damit reiht es sich in eine lange Liste ein. Seit Jahrhunderten werden Menschen von Krankheiten heimgesucht, die sich über mehrere Länder oder ganze Kontinente ausbreiten und hohe Opferzahlen fordern.

  • Von der Pest über die Spanische Grippe bis hin zu SARS - was diese Seuchen auslöste und wie man sie besiegte, erfährst du weiter unten.

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Hätte Corona verhindert werden können? Wir gehen der Frage im Podcast nach

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Die Justinianische Pest (541 bis 544)

Im Jahr 541 n. Chr. breitete sich unter der Regentschaft des oströmischen Kaisers Justinian eine unheimliche Krankheit in Ägypten aus.

Laut dem Zeitzeugen Prokop litten die Betroffenen an Fieber, beulenartigen Geschwüren in der Leistenregion, unter den Achseln und am Hals. Die Seuche, hervorgerufen durch den Erreger Yersinia pestis, trat erstmals in einer Stadt am Ostrand des Nil-Deltas auf und breitete sich von dort über ganz Ägypten und Syrien aus.

Im darauffolgenden Jahr erfasste sie Tunesien, den Balkan, Italien, Gallien, Spanien, die Rheinregion und schließlich auch die britischen Inseln.

Schätzungen zufolge fielen 30 bis 50 Millionen Menschen der Seuche zum Opfer - das entspricht rund der Hälfte der damaligen Weltbevölkerung.

Manche Historiker:innen vertreten sogar die Theorie, dass die Justinianische Pest das Ende des Römischen Reichs besiegelte.

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Der Schwarze Tod (1347 bis 1351)

🌍 Im frühen Spätmittelalter wurde Europa abermals von Yersinia pestis heimgesucht.

🐀 Die Seuche, die später als Schwarzer Tod bezeichnet wurde, hatte ihren Ursprung in China und wurde über die Seidenstraße und andere Handelsrouten durch Rattenflöhe nach Europa eingeschleppt.

😥 Schätzungsweise 25 Millionen Menschen starben in Europa an der Pest - allein in Deutschland war es in etwa jede:r Zehnte.

😨 Die sozialen Auswirkungen des Schwarzen Todes reichten sehr weit: So gerieten Juden in den Verdacht, die Pandemie durch Brunnenvergiftung ausgelöst zu haben. Dies führte in vielen Teilen Europas zu Judenpogromen.

🌳 Positive Auswirkungen der Seuche: Abgeholzte Wälder konnten sich durch den Bevölkerungsschwund wieder erholen, in den Städten stiegen die Löhne, und die Leibeigenschaft wurde abgeschafft.

Cholera (1817 bis 1823)

Cholera ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Vibrio cholerae ausgelöst wird - und zwar meist über verunreinigtes Trinkwasser oder Speisen.

Erste überlieferte Fälle gab es bereits 600 v. Chr. im indischen Ganges-Tal. Da das Bakterium natürlicherweise im Ganges vorkommt, litten auf dem indischen Subkontinent immer wieder Menschen an der Durchfallerkrankung.

Doch 1817 entwickelte sich aus einer lokalen Epidemie nahe Kalkutta eine Pandemie, die weite Teile Asiens erfasste und schließlich auch Vorderasien, Afrika und Europa erreichte.

In den folgenden 100 Jahren kam es zu 5 weiteren Cholera-Pandemien, die Millionen Menschen töteten. Noch heute gibt es jedes Jahr zwischen 1,3 und 4 Millionen Cholera-Infizierte mit bis zu 143. 000 Todesfällen weltweit.

Zur Vorbeugung ist es wichtig, hohe hygienische Standards einzuhalten. Vor allem muss sauberes Trinkwasser bereitgestellt werden. Sogar Wasserfilter aus gefaltetem Stoff senken das Risiko einer Erkrankung um fast die Hälfte, wie Forschende der National Science Foundation in Bangladesh herausfanden.

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Videoreihe "Was wurde eigentlich aus..."

Was wurde eigentlich aus Cholera?

In Zeiten von Corona geraten andere Krankheiten schnell in Vergessenheit. Dabei gab es bereits 1820 eine Cholera-Pandemie – alles über Impfung, Symptome und Verbreitung.

  • Video
  • 02:46 Min
  • Ab 12

Spanische Grippe (1918 bis 1920)

😱 Ende Mai 1918 meldete eine spanische Nachrichtenagentur, "eine merkwürdige Krankheit mit epidemischem Charakter" sei in Madrid aufgetreten.

📈 Zu Beginn verlief die Spanische Grippe noch eher moderat. Erst im Herbst 1918 stieg die Zahl der infizierten Personen dann deutlich an.

😔 Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich die Influenza-Pandemie weltweit und infizierte geschätzte 500 Millionen Menschen - fast ein Drittel der damaligen Weltbevölkerung (1,8 Milliarden Menschen).

⚰️ Zwischen 20 und 50 Millionen Menschen starben. Sogar bis zu 100 Millionen Opfer werden vermutet.

🙇 Das Besondere an dieser Grippe: Ihr erlagen vor allem 20- bis 40-Jährige, während Influenza-Viren sonst besonders Kleinkinder und alte Menschen gefährden.

👍 Einer der Gründe, wieso die Spanische Grippe nicht noch mehr Todesopfer forderte: Frühzeitig wurden in einigen Ländern Quarantäne-Maßnahmen eingeleitet. Auch das Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen ordneten die Gesundheitsbehörden an.

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Spanische Grippe und Corona

Ähnlich wie bei der Spanischen Grippe vor über 100 Jahren stellten die ersten Meldungen zum Corona-Virus sowohl Politik als auch Gesellschaft vor ein bis dato unbekanntes Szenario. Es gibt einige Parallelen zwischen Covid-19 und der "Mutter aller Pandemien":

  • Das Corona-Virus und das Influenza-Virus werden hauptsächlich durch Tröpfchen übertragen.
  • Die Symptome variieren bei beiden Krankheiten und reichen von wochenlanger Erschöpfung und Atembeschwerden bis hin zu Lungenversagen, das mithin zum Tod führt.
  • Da das Influenza-Virus der Infektionsforschung zum Zeitpunkt des Ausbruchs fremd war, waren keine Impfstoffe vorhanden. Bei Corona brauchte es rund ein Jahr bis der erste Impfstoff zugelassen wurde.
  • Die spanische Grippe dauerte über 3 Wellen an, bis sie weitgehend überstanden war. Auch bei Corona gab es in den meisten Ländern schon 3 Wellen.
  • Einen ausgetüftelten Pandemie-Plan gab es zur Zeit der Spanischen Grippe ebenfalls nicht. Doch wussten die Gesundheitsbehörden um die Art der Verbreitung und ordneten früh eine Quarantäne-Pflicht und Isolierung an.
  • Ein großer Lockdown wie bei Corona fand nicht statt. Teils galt aber damals schon eine Mund-Nasen-Schutz-Pflicht, Schulen wurden geschlossen und Massen-Veranstaltungen verboten. Die Einreise aus dem Ausland war aber beispielsweise erlaubt.
  • Auch wurde bereits bei der Spanischen Grippe empfohlen, viel zu lüften, kein Geschirr mit anderen zu teilen und auf Mund-, Haut- und Kleidungs-Hygiene zu achten.
Landwirte mit Mund-Nasen-Schutz zum Schutz vor der Spanischen Grippe 1918 in Toronto.
Landwirte mit Mund-Nasen-Schutz zum Schutz vor der Spanischen Grippe 1918 in Toronto.© imago images / ZUMA Press

Diese Maßnahmen haben damals viele Todesfälle verhindert, wie Städte-Vergleiche zeigen - auch weil die Krankenhäuser so die Zahl der Patient:innen besser bewältigten konnten. Daraus schließen Expert:innen, dass diese Vorgehensweise auch bei Corona sehr wichtig war und ist.

Es gab während der damaligen Pandemie jedoch auch etliche Orte, wo keine Schutzmaßnahmen ergriffen wurden. Dies war nicht zentral geregelt und variierte oft sogar innerhalb eines Landes stark.

Corona-Virus-Mutationen

Die Corona-Pandemie begann Anfang 2020 und begleitet uns nun schon mehrere Jahre. Dabei machen uns vor allem neue Virus-Varianten Sorgen. Zuerst verbreitete sich die britische Corona-Virus-Mutante B.1.1.7. rasant in Deutschland, gefolgt von den Varianten Delta und schließlich Omikron.

Aktuell ist die in Südafrika entdeckte Omikron-Variante die verbreitetste Corona-Mutation. Der Grund: Sie ist deutlich ansteckender und verbreitet sich dadurch auch sehr schnell. Zum Glück sind die Krankheitsverläufe jedoch deutlich milder als bei den anderen Varianten.

Wie die Spanische Grippe 50 Millionen Menschen töten konnte, erfährst du hier.

Patienten, die an der Spanischen Grippe erkrankt sind, in Kansas (USA).
Patienten, die an der Spanischen Grippe erkrankt sind, in Kansas (USA).(c) dpa

HIV (1981 bis heute)

Das Humane Immundefizienz-Virus, kurz HIV genannt, soll bereits in den 1930er Jahren in Afrika von Affen auf den Menschen übertragen worden sein. Aber erst Anfang der 1980er Jahre breitete sich das Virus und die dadurch hervorgerufene Immunschwäche Aids aus.

Besonders in den USA wurde Aids zu Beginn abfällig als "Homosexuellen-Seuche" betitelt. Doch es zeigte sich bald, dass die Krankheit jeden treffen kann. Seit 1981 haben sich rund 75 Millionen Menschen weltweit mit HIV angesteckt - ungefähr 36 Millionen starben in der Folge an Aids.

Heute sind weltweit mehr als 38 Millionen Menschen HIV-positiv, zwei Drittel davon in Afrika.

Aber es gibt Hoffnung: HIV ist heutzutage sehr gut behandelbar. Moderne Medikamente verhindern die Vermehrung der Viren im Körper und ermöglichen somit ein nahezu normales Leben. Zudem berichteten Forschende 2020, dass sie zum 2. Mal überhaupt einen HIV-Patienten mit Hilfe einer neuen Therapie dauerhaft heilen konnten.

Die Rote Schleife ist weltweit ein Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken.
Die Rote Schleife ist weltweit ein Symbol der Solidarität mit HIV-Infizierten und AIDS-Kranken.© picture alliance

SARS (2002 bis 2003)

🤒 Das Schwere Akute Respiratorische Syndrom (SARS) ist eine durch Corona-Viren hervorgerufene Infektionskrankheit. Erstmals trat SARS 2002 im Süden Chinas auf.

🌏 Innerhalb weniger Wochen breitete sich das Syndrom über alle Kontinente aus und entwickelte sich zur ersten Pandemie des 21. Jahrhunderts.

⚱️ Mit insgesamt unter 800 Todesfällen verlief die Pandemie jedoch vergleichsweise glimpflich.

☝️ Außerhalb Asiens erlagen der Pandemie 45 Menschen. Sie ist ein warnendes Beispiel für die rasche Ausbreitung einer Krankheit in unserer vernetzten und globalisierten Welt.

🗣 Die damaligen Maßnahmen gegen die Pandemie: zahlreiche Reisewarnungen oder -verbote, Zwangs-Quarantänen und groß angelegte Desinfektionen - teilweise von ganzen Stadtteilen.

🏫 In vielen betroffenen südostasiatischen Staaten schlossen die Gesundheitsbehörden verschiedene Bildungseinrichtungen wie Schulen oder Universitäten.

🕺 In China wurden zudem sämtliche Theater, Diskotheken und andere Unterhaltungsbetriebe geschlossen.

👫 Darin sah man zumindest einige Möglichkeiten, die Bildung von Menschengruppen zu unterbinden.

👩‍⚕️ Es gab keinen Impfstoff. Auch wusste zunächst keiner, wie die neuartige Krankheit behandeln werden könnte. Die meisten Ärztinnen und Ärzte verabreichten daher Medikamente, die die Vermehrung von Viren hemmten.

Ebola (2014 bis 2016)

An den Ufern des Flusses Ebola in der Demokratischen Republik Kongo kam es 1976 erstmals zu einer neuen Epidemie. Die führte in fast 90 Prozent der Fälle zum Tod.

Die Betroffenen litten unter hohem Fieber und Blutungen am ganzen Körper. Meist starben sie binnen weniger Tage. In den Folgejahren kam es immer wieder zu lokalen Epidemien in den Ländern südlich der Sahara.

2014 breitete sich das Ebolafieber in Guinea rasant aus und erfasste weite Teile Westafrikas. Von den 28.639 Infizierten starben 11.325. Die hochansteckende Krankheit geht wahrscheinlich auf den Verzehr von infizierten Wildtieren zurück.

Bei Ausbruch der Epidemie stand kein Ebola-Impfstoff zur Verfügung. Eine der wichtigsten Gegenmaßnahmen: Infizierte mussten in Quarantäne, um keine Familienangehörigen und andere Personen anzustecken.

Helfer:innen während der Ebola-Epidemie in ihren Schutzanzügen.
Helfer:innen während der Ebola-Epidemie in ihren Schutzanzügen.© picture alliance/NurPhoto

Dafür wurden Isolierstationen benötigt, das Personal musste mit Schutzausrüstung ausgestattet werden. Auch die Familie der Patient:innen war in häuslicher Quarantäne. So wollte man die Infektion weiterer Personen verhindern. Die Inkubationszeit beträgt bei Ebola bis zu 21 Tage.

Die Patient:innen selbst wurden durch Flüssigkeitszufuhr, mit Schmerzmitteln und fiebersenkenden Präparaten behandelt.

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