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Corona-Medikament: Was Remdesivir kann und wie der Bedarf gesichert wird

  • Veröffentlicht: 01.07.2020
  • 18:35 Uhr
  • Galileo

Das Ebola-Medikament Remdesivir könnte vielen Corona-Patienten helfen. Die Studienlage ist zwar noch dürftig, bisherige Daten lassen jedoch hoffen. In Europa wird das Medikament jetzt zugelassen und die USA sollen sich sogar bereits den Großteil des Bestandes gesichert haben. Alle wichtigen Infos zum Medikament.

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Das Wichtigste zum Thema Remdesivir

  • Mehrere Studien deuten darauf hin, dass Remdesivir die Krankheitsdauer bei Covid-19-Patienten im Schnitt um 4 Tage verkürzen kann (von 15 auf 11 Tage) und das Leiden etwas erleichtert. Dass die Sterblichkeitsrate durch die Behandlung sinkt, konnte dagegen noch nicht überzeugend belegt werden.

  • Viele Experten vermuten, dass das Medikament vor allem zu Beginn von Covid-19 hilft, wenn die Viren sich in den oberen Atemwegen und später in der Lunge vermehren. Remdesivir verhindert nämlich die Viren-Vermehrung. Sobald das Immunsystem des Patienten überreagiert und selbst Beschwerden verursacht, ist Remdesivir womöglich nicht mehr die beste Wahl.

  • Das Problem: Es fehlt an Daten. Berichte über Einzelfälle reichen nicht. Erst große klinische Studien werden genau zeigen, wem und wie gut Remdesivir hilft und ob es starke Nebenwirkungen gibt. Versuche mit SARS, MERS sowie Zellkulturen deuten aber auf eine gute Wirkung bei Corona-Viren hin.

  • Trotz all der Unsicherheiten überzeugt Remdesivir vor allem im Vergleich zu anderen möglichen Corona-Medikamenten wie dem Malariamittel Chloroquin. Ursprünglich wurde Remdesivir übrigens zur Behandlung von Ebola eingesetzt.

  • Seit Ende Januar steht Remdesivir auf der WHO-Liste der vermutlich wirksamen Mittel gegen Covid-19. Es wird weltweit getestet und bei Härtefällen eingesetzt. In den USA hat es eine Notfallzulassung; in Deutschland wird es seit Monaten im Rahmen des Arzneimittel-Härtefallprogramms verabreicht und in Studien getestet.

  • Am 3. Juli gab die EU-Kommission bekannt, dass Remdesivir als erstes Mittel in Europa unter Auflagen zur Behandlung schwerer Fälle von Covid-19 zugelassen wird.

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Gibt es genug Remdesivir für alle?

Obwohl Medien berichten, dass sich die USA 90 Prozent des Bestandes von Remdesivir gesichert haben, ist das Bundesgesundheitsministeriumda  zuversichtlich.

"Mit der Zulassung ist die Verpflichtung verbunden, auch in angemessenem Umfang liefern zu können. Wir gehen davon aus, dass Gilead dieser Verpflichtung auch nachkommt", sagte ein Sprecher des Ministeriums. Der Bund habe sich frühzeitig Remdesivir für die Therapie von Corona-Patienten gesichert. In der Zentralapotheke des Bundes wurde bereits ein Vorrat angelegt.

Wie teuer wird Remdesivir sein?

Das US-Pharmaunternehmen Gilead Sciences hat vor wenigen Tagen einen Preis für den amerikanischen Markt genannt: Eine fünftägige Behandlung mit Remdesivir wird umgerechnet etwa 2000 Euro pro Patient kosten. So ist es auch für Deutschland geplant.

Der Preis entspricht in etwa der vorangegangenen Schätzung des "Institute for Clinical und Economic Review". Dies ist ein unabhängiges gemeinnütziges US-Forschungs-Institut, das Berichte zur Wirksamkeit von Arzneimitteln erstellt und die Preise für neue Medikamente errechnet.

Entscheidend für Medikamenten-Preise sind Kosten für die Entwicklung und Produktion, wie viele Patienten die Arznei brauchen und wer diese Patienten sind. Aber auch Faktoren wie die Summe an Kosten, die das Gesundheitssystem dadurch in Zukunft sparen wird, sind relevant.

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Krasser Preis!

Gilead ist bekannt für kostspielige Medikamente. 2014 brachte das Unternehmen in Deutschland das Hepatitis-C-Mittel Solvaldi auf den Markt. Eine Tablette kostete unglaubliche 700 Euro, eine ganze Behandlung 60.000 Euro. Ein Jahr später reduzierte das Unternehmen nach Verhandlungen mit den Krankenkassen den Preis etwas. In ärmeren Ländern kostet das Medikament nur einen Bruchteil davon.
Gilead ist bekannt für kostspielige Medikamente. 2014 brachte das Unternehmen in Deutschland das Hepatitis-C-Mittel Solvaldi auf den Markt. Eine Tablette kostete unglaubliche 700 Euro, eine ganze Behandlung 60.000 Euro. Ein Jahr später reduzierte das Unternehmen nach Verhandlungen mit den Krankenkassen den Preis etwas. In ärmeren Ländern kostet das Medikament nur einen Bruchteil davon.© picture alliance/newscom
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Wird es genug Wirkstoff-Dosen geben?

Anfangs stellte Gilead Sciences den Wirkstoff kostenlos zur Verfügung. Woche um Woche wurde die Nachfrage jedoch größer.

Heute kommt Gilead mit der Produktion, die mindestens 6 Monate dauert, nicht mehr hinterher. Das Unternehmen machte deshalb einen Deal mit 5 in Indien und Pakistan ansässigen Generika-Herstellern. Die dürfen ein "Nachahmer-Präparat" herstellen, Remdesivir sozusagen nachbauen.

Die Lizenz ist kostenlos. Das gilt jedoch nur, solange ein internationaler Notstand wegen Covid-19 besteht oder noch kein anderer Wirkstoff oder Impfstoff zugelassen ist. Insgesamt 127 Länder sollen die 5 Hersteller mit Remdesivir beliefern. Den Preis dürfen die Firmen selbst festlegen.

Patent, Lizenzen, Ausnahmen

🛑 Entwickelt ein Unternehmen ein neues Medikament, hat es dafür 20 Jahre Patentschutz. Das heißt: Niemand darf es kopieren.

💰 Der Hersteller kann jedoch anderen Firmen die Erlaubnis erteilen. Dafür zahlen sie in der Regel Lizenzgebühren.

📑 Dass Hersteller Lizenzen ohne Gebühren vergeben, kommt immer wieder vor. Meist knüpfen sie daran jedoch Bedingungen, etwa dass das Medikament nur in bestimmten Ländern verkauft werden darf.

💸 So kann der Hersteller sowohl den europäischen, als auch den US-Markt weiter ohne Konkurrenz beliefern, wo er einen hohen Preis für das Medikament verlangen kann.

🌍 Das Gute daran: Auf diese Weise können Menschen in Entwicklungsländern mit wichtigen Medikamenten versorgt werden. Die Lizenzfirmen bieten dort das kopierte Medikament zu niedrigeren Preisen an.

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Wenn das Geld entscheidet ...

Nur günstige Medikamente können Menschen in Entwicklungsländern helfen.
Nur günstige Medikamente können Menschen in Entwicklungsländern helfen.© picture alliance /AP Photo

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