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Besuch in Tschernobyl: Das steckt hinter der geheimnisvollen "Wand der Spione"

  • Veröffentlicht: 23.05.2020
  • 14:45 Uhr
  • Heike Predikant

Mitten im Katastrophengebiet steht die einst größte Spionage-Anlage Russlands. Wir haben herausgefunden, was dort passiert(e) - und was sich sonst noch so in der Sperrzone von Tschernobyl tut.

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Das Wichtigste zum Thema Wand der Spione

  • In der Nähe des stillgelegten Kernkraftwerks Tschernobyl thront die ehemalige Radarstation Duga-1 mit ihren über 60 Großantennen: 150 Meter hoch und 750 Meter breit.

  • Während des Kalten Krieges sollten mithilfe des Spähsystems etwaige Raketenstarts in Europa und den USA frühzeitig erkannt werden. Die Reichweite betrug mehr als 9.000 Kilometer.

  • Die Anlage stand unter strengster militärischer Geheimhaltung. Die Anwohner wussten nichts davon, sie bemerkten lediglich, dass immer wieder der Radio- oder Fernsehempfang gestört war.

  • Für die Störungen war das Kurzwellensignal verantwortlich, das Duga-1 erzeugte. Das hörte sich an wie das Klopfen eines Spechts und wurde daher "Woodpecker" genannt.

  • Aufgrund der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 musste der Standort aufgegeben werden - das Gebiet war verstrahlt.

  • Der Stahlkoloss befindet sich in der 30-Kilometer-Sperrzone, die den havarierten Reaktor umgibt. Der Zugang wird von der Miliz kontrolliert und ist nur mit Genehmigung erlaubt.

  • Anfang April 2020 brach ein Waldbrand im Sperrgebiet aus. Laut des ukrainischen Umweltinspektionsdienstes wurde auf einer Fläche von rund 100 Hektar Radioaktivität freigesetzt.

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Tschernobyl als Trendreiseziel: Wie eine Serie einen Besucherstrom auslöste

Die Sperrzone rund um Tschernobyl und den Nachbarort Prypjat zieht seit Jahren Katastrophentouristen aus aller Welt an. In letzter Zeit sind jedoch mehr Menschen in den Norden der Ukraine gereist als je zuvor. Das liegt offenbar an der Serie "Chernobyl", die 2019 auf HBO und Sky lief und sich mit den Folgen des Reaktorunfalls beschäftigt. Seither wurden bei Tour-Anbietern (individuelle Trips sind nicht möglich) bis zu 40 Prozent mehr Führungen gebucht. Organisierte und offiziell genehmigte Tschernobyl-Touren gelten als gesundheitlich unbedenklich - bei einem Aufenthalt vor Ort sei die Strahlenbelastung geringer als bei einem Flug von Frankfurt nach Kiew. Manche "Ausflügler" kommen allerdings nicht, um sich über die einstige Nuklearkatastrophe zu informieren, sondern für spektakuläre Selfies. Und so wird social-media-wirksam gepost - vor verfallenen Häusern, Kindergärten, Schulen. Das Instagram-Model Vysokaya Planka zog in einer Ruine beinahe blank. Die düstere Jagd nach Likes und Followern halten viele für unangemessen. Auch Craig Mazin, der Autor der HBO-Serie, meldete sich via Twitter mahnend zu Wort: Besucher der Sperrzone sollen nicht vergessen, dass sie den Schauplatz einer schrecklichen Tragödie besichtigen.  

Und das gibt's in der Sperrzone zu sehen

Seit 2019 lässt sich das Epizentrum der Atomkatastrophe von Tschernobyl besichtigen: Reaktor 4, der im gleichen Jahr einen neuen Sarkophag bekam. Ein Aufenthalt im Kontrollraum ist allerdings nur für wenige Minuten erlaubt, damit die Strahlenbelastung kein gefährliches Level erreichen kann. Besucher werden mit einem Spezialanzug, Helm und Atemgerät ausgestattet.
Seit 2019 lässt sich das Epizentrum der Atomkatastrophe von Tschernobyl besichtigen: Reaktor 4, der im gleichen Jahr einen neuen Sarkophag bekam. Ein Aufenthalt im Kontrollraum ist allerdings nur für wenige Minuten erlaubt, damit die Strahlenbelastung kein gefährliches Level erreichen kann. Besucher werden mit einem Spezialanzug, Helm und Atemgerät ausgestattet.© ProSieben
In Prypjat rostet der wohl traurigste Vergnügungspark der Welt vor sich hin – inklusive Riesenrad und Autoscooter. Am 1. Mai 1986 sollte er eröffnet werden, doch dazu kam es aufgrund des Reaktorunglücks nicht mehr. Die Stadt wurde am 27. April 1986 evakuiert.
In Prypjat rostet der wohl traurigste Vergnügungspark der Welt vor sich hin – inklusive Riesenrad und Autoscooter. Am 1. Mai 1986 sollte er eröffnet werden, doch dazu kam es aufgrund des Reaktorunglücks nicht mehr. Die Stadt wurde am 27. April 1986 evakuiert.© picture alliance / imageBROKER / Lars Schreiber
Zeitungen und Bücher verstreut auf dem Boden, zerbrochene Bänke und Stühle. In diesem Klassenzimmer einer ehemaligen Schule in Prypjat fand 1986 der letzte Unterricht statt. Im Lauf der Jahre nahm die Natur den Ort in Besitz – in manchen Räumen wachsen Bäume.
Zeitungen und Bücher verstreut auf dem Boden, zerbrochene Bänke und Stühle. In diesem Klassenzimmer einer ehemaligen Schule in Prypjat fand 1986 der letzte Unterricht statt. Im Lauf der Jahre nahm die Natur den Ort in Besitz – in manchen Räumen wachsen Bäume.© imageBROKER
Relikte einer dunklen Vergangenheit: In den verlassenen Häusern der Sperrzone erzählen verstaubte Gasmasken, zerstörte Fernseher oder zerfledderte Teddybären vom Schicksal ihrer Bewohner. Vor dem Unglück lebten hier rund 150.000 Menschen -  inzwischen sind etwa 1.000 in ihre Heimat zurückgekehrt.
Relikte einer dunklen Vergangenheit: In den verlassenen Häusern der Sperrzone erzählen verstaubte Gasmasken, zerstörte Fernseher oder zerfledderte Teddybären vom Schicksal ihrer Bewohner. Vor dem Unglück lebten hier rund 150.000 Menschen - inzwischen sind etwa 1.000 in ihre Heimat zurückgekehrt. © Getty Images
Seit 2019 lässt sich das Epizentrum der Atomkatastrophe von Tschernobyl besichtigen: Reaktor 4, der im gleichen Jahr einen neuen Sarkophag bekam. Ein Aufenthalt im Kontrollraum ist allerdings nur für wenige Minuten erlaubt, damit die Strahlenbelastung kein gefährliches Level erreichen kann. Besucher werden mit einem Spezialanzug, Helm und Atemgerät ausgestattet.
In Prypjat rostet der wohl traurigste Vergnügungspark der Welt vor sich hin – inklusive Riesenrad und Autoscooter. Am 1. Mai 1986 sollte er eröffnet werden, doch dazu kam es aufgrund des Reaktorunglücks nicht mehr. Die Stadt wurde am 27. April 1986 evakuiert.
Zeitungen und Bücher verstreut auf dem Boden, zerbrochene Bänke und Stühle. In diesem Klassenzimmer einer ehemaligen Schule in Prypjat fand 1986 der letzte Unterricht statt. Im Lauf der Jahre nahm die Natur den Ort in Besitz – in manchen Räumen wachsen Bäume.
Relikte einer dunklen Vergangenheit: In den verlassenen Häusern der Sperrzone erzählen verstaubte Gasmasken, zerstörte Fernseher oder zerfledderte Teddybären vom Schicksal ihrer Bewohner. Vor dem Unglück lebten hier rund 150.000 Menschen -  inzwischen sind etwa 1.000 in ihre Heimat zurückgekehrt.
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Achtung, gefährliches Terrain! Was man bei einer Tschernobyl-Tour beachten muss

👖 Shorts und T-Shirts bleiben im Koffer. Der "Dresscode" lautet: körperbedeckende Kleidung. Dazu gehören auch geschlossene Schuhe.

☝️ Alleingänge sind tabu. Man folgt der Gruppe und den Anweisungen des Guides. Zumal es "Hot Spots" gibt, die stärker strahlen als andere Bereiche. Und Gebäude, die einsturzgefährdet sind.

🍓 Pilze, Beeren oder Nüsse dürfen weder gesammelt noch gegessen werden. Sie sind - wie auch die Wälder und Böden vor Ort - radioaktiv belastet.

🔽 Sich auf den Boden setzen, ist ebenfalls verboten. Genauso wie das Abstellen von Rucksäcken, Kameras & Co.

🌿 Niemals Steine, Pflanzen oder andere "Souvenirs" aus der Sperrzone mitnehmen. Das gilt als Straftat.

🖌️ Es ist untersagt, Zeichnungen, Markierungen oder Signaturen zu hinterlassen. Wer die Regel nicht befolgt, muss auch in dem Fall mit einem Bußgeld rechnen.

☢️ Alles, was man auf der Tour dabei hat, wird hinterher an einem Checkpoint dekontaminiert. Ist das nicht möglich, werden die Sachen konfisziert.

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